1959 Chevy Impala Custom

1959 Chevy Impala Custom

 

Checkered-Chevy

 

Revell, Maßstab 1:25

Die Sylvia hat mir ein Bild geschickt! Diesesmal von einem gesektionten 59´Chevy Impala Hardtop Coupe, bei dem die Überschrift verkündet, er  wäre vom " Bring back that sektioned Customs Club ".

Jeder weiß genau, was in einem solchen Fall passiert! Und genau so ist es dann auch gekommen. Ich hab mich wieder mal auf meinen Hosenboden gesetzt, und sofort angefangen.

Sektioning ist eine etwas aus der Mode gekommene Custom Kunstform aus den 50er und 60er Jahren und sehr, sehr aufwändig. Dabei wird die Fahrzeug Höhe reduziert, indem rundum einige Inches an Blech rausgeschnitten werden.

Dadurch wandert die Gürtellinie nach unten. Wenn jetzt das Dach auch noch gechopt wird ,kann es passieren, dass die drinnen Sitzenden, den Kopf schief halten, oder nach vorne beugen müssen, um überhaupt noch reinzupassen.

Wenn man den Film "American Graffiti", wie wahrscheinlich alle hier auf diesen Seiten, auswendig gelernt hat, weiß man, in welcher Haltung John Milner in seinem tiefergelegten, gechopt und getunnelten 32´Ford Deuce Coupe, der, laut seinem Kontrahenten Bob Falfa, gespielt von Schauspiellegende Harrison Ford, in einer Mischung aus " Pissgelb und bekotzten Grün" lackiert ist, drinhängt.

Getunnelt-gesektioned ? ja was denn nun ? Fahrzeuge vor 1936 werden meistens, nicht " gesektioned " sondern "getunnelt. Bei denen sitzt die Karosserie auf dem Rahmen und um sie niedriger zu bekommen wird (außer er hat auch noch ein Top Chop) nichts aus dem Body geschnitten, sondern der Rahmen wandert innerhalb der Karosserie nach oben.

Ab 1936 änderten sie die Konstruktionsbauweise und die Karossen, die sogenannten "Fat Fenders", wurden voluminöser und breiter und um die zu customisen hat man mehrere Inches über die ganze Länge aus dem Body geschält. Ab dieser Bauform hat man die Dinger "gesektioned" und nicht mehr "getunnelt"

Original Dialog zwischen John Milner und dem, ihn kontrollierenden Patrol Car Officer: " Milner, das ´ Gestell ´ in dem sie hier herumfahren hängt vorne etwas herunter " !

 Milner: "Nein, Nein,  Officer, das ist alles absolut Vorschriftsmäßig, Es ist mehrmals überprüft worden".

Worauf ihm der Officer ein Strafmandat ausstellt, warum auch immer, und  Milner lässt es unter der Rubrik "K" wie "Kacke" von seiner Mitfahrerin "Ruby" in seiner Strafzettelsammlung ablegen.

Auch Charly  T. Bottleneck und seine beiden Kumpels sitzen in dieser  Haltung im " Fast Bike ride on Delivery " oder auch kurz F.B.R.o.D. genannt, der auch gechopt und gesektioned ist. Nachzulesen ein paar Mausklicks weiter in der Story " Fury in the Mainstreet",

Der Impala auf dem Fotoshopbild von der Sylvia ist nicht gechopt, aber er hat ein heftiges Sektioning und diverse andere Gestalt verändernde Maßnahmen hinter sich, auf deren Geheimnisse ich erst durch intensives Studium des Bildes gekommen bin. Die Cove

unter den Heckflossen ist viel tiefer, als beim Serien Impala. Der Hinterradausschnitt, obwohl Originallook, ist viel kleiner als die Serienausführung. ich habe mich gefragt, wie erreiche ich diese subtilen Abweichungen vom gewöhnlichen Erscheinungsbild ?

Ausgangsmaterial war ein 59´Impala Hardtop Coupe Kit von Monogram, ein absolutes Sahneteil. Passgenauigkeit und Detailierung sind bei diesem Bausatz über jeden Zweifel

erhaben.

Das Originaldach hat einen verchromten Fake Hutzenabschluß über der Heckscheibe, aber keine Hutze. Deswegen habe ich eine angefertigt.

Die Zierleisten gehören extra in eine 3mm Breite Vertiefung eingesetzt. Diese Vertiefung habe ich rausgeschnitten, rundum, und wieder alles zusammengeklebt. Und, Bingo, 3mm 

Sektioning, erledigt ! Dadurch wanderte der vordere Radausschnitt nach oben und wirkt dadurch größer, ist aber gleichgeblieben.

Aber der Hintere ! Er soll ja kleiner werden. Deshalb habe ich ihn als Ganzes rausgeschnitten, rechteckig. In den entstandenen  Rechteckausschnitt habe ich 4mm Evergreen Streifen eingesetzt und dann den Radauschnitt wieder eingeklebt.

Dadurch stand er 4mm über die Karosserie Unterkante hinaus. Diese 4mm Überstand habe ich dann abgeschnitten, so dass er in ganzer Pracht erhalten geblieben ist, nur eben kleiner.

Auf dem Fotoshopbild sieht man keine Rücklichter, es ist auch kein Platz dafür da, da durch die überdimensionierte Cove unter den Heckflossen, das Heck zu einem  "X" verkümmert ist.

Ich habe mir überlegt, wie ich überhaupt zu einer vergrößerten Cove komme. Aber so monströs, wie auf dem Bild, dass sie sich fast mit der Gegenüberliegenden berührt, wollte ich sie auf keinen Fall haben. Aber etwas größer sollte sie schon sein. Dadurch werden

 

auch die Heckflossen stärker betont, obwohl sie nicht größer sind.

Ich bin auf einen Trickschnitt gekommen.  Zunächst habe ich einen Keil bis zur Türe geschnitten. Dann vom selben Punkt an der Türkante einen geraden Schnitt nach hinten zur Rundung der

Heckleuchten. Das entstandene Stück läuft jetzt schräg nach unten, da der Keil weg ist und das Coveteil an der Keilunterkante angeklebt wurde. Dadurch  ist in der Originalcove wieder ein

Keilausschnitt entstanden, in den ich den Keil der gegenüberliegenden Seite eingesetzt habe. Da er ja ein Teil der Originalcove ist und damit über eine Rundung in der ganzen Länge verfügt, lässt er sich genau in den entstandenen Ausschnitt einsetzen, wenn man ihn umdreht, mit

der Rundung nach innen. Die Cove ist nun viel größer und tiefer, da sie sich nach hinten und nach unten vergrößert.

Ich habe lange überlegt, was ich den veränderten Umständen nach, für Rücklicht Alternativen habe. Zunächst wollte ich sie irgendwie unter die Flossen in die Cove hängen, z.B. 1962er Chrysler Imperial Rockettaillights.

Gefiel mir aber nicht, da ich die Cove in ganzer Pracht, ungeschmälert haben wollte. Der Nummernschildkasten und der Rücklichtuntergrund wurden abgefeilt und aufgefüllt, vom Heck zwei Millimeter rausgenommen und das Heckabschlußblech höher wieder angeklebt. Um diesen Wert wurde auch die Innenwanne und die Spritzwand gekürzt.

In das Heck wurden vier Löcher gebohrt und Röhrchen von innen  eingeklebt. Aus diesen Büchsen lugen jetzt, vier selbstgegossene 59´Cadillac Raketen Rücklichter. Sieht aus wie, abschußbereite Raketen in ihren Startrohren.

Die Schnauze ist auf dem Bild von der Sylvia leider nicht zu sehen.

Ich habe sie ein klitzekleines bisschen umgebaut. Der Customgrill vom AMT 59´El Camino wanderte nach oben in die ausgefeilten Öffnungen der Chrom Nüstern. Gleich drunter wohnt die Stoßstange und   f e r t i g ! Das ´Gesicht` grinst jetzt viel breiter.

Natürlich muss er jetzt auch auf dem Bauch daher gekrochen kommen.

Das ist aber gar nicht so einfach machbar, wegen der Fahrwerks-Konfiguration. Man kann die Hinterachse, nicht einfach nach oben setzen da sie sowieso schon fast am Rahmen anstößt. Deshalb habe ich den ganzen Tunnel, in dem die Achse samt Aufhängung sitzt, rausgeschnitten

und den Rahmen an der Kröpfung nach oben um 3mm verlängert, weswegen jetzt der ganze Hinterachs Tunnel höher in der Karosserie sitzt.

Vorne wurden nur die Radträger verändert, damit die Vorderräder, nun weiter oben sitzen. Natürlich mussten auch die Innenkotflügel angepasst 

werden, um den Freilauf der Vorderräder zu gewährleisten. Als Felgen kamen nur Chrome Reverse in Frage. Ich konnte aber leider keine von Pegasus auftreiben.

Im 51´Chevy Fleetline von AMT gibt´s  welche, die sogar recht schön sind und in die Monogram Weißwandreifen saugend passen, nachdem man den Hump in den Reifen weggeschnitzt hat. Aber - die vorderen sind leider nicht tief genug geschüsselt. Sieht blöd aus. Also, einen 

zweiten Kit um seine Felgen erleichtern. Zum Schluss steht man dann mit vier unbrauchbaren Vorderfelgen da, hat aber vier wunderschöne tiefgeschüsselte, um seinen Traumcustom damit zu besohlen.

 

 

Der Auspuff ! Ich wünschte mir, wie auf dem Bild von der Sylvia Old style Lake Pipes !  Glatte mit Deckel sind gar nicht so leicht zu finden. Meistens waren sie als Customzubehör in richtig alten Vintage Kits enthalten. Ich musste eine ganze Weile meine Schatzkammern durchwühlen, bis ich fündig wurde. Diese hier sind vom "Lotta Red" einem 59´Buick Convertible, von der sofort wieder verblichenen Firma Playcraft. Kann man nachlesen in der Antiken Rubrik auf diesen

Seiten "die Playcraft Story" . Den habe ich vor ca 40 Jahren `stock ` gebaut und seit damals steht er sich im Showroom die Räder in den Bauch. Die zusätzlichen Teile habe ich seitdem im Customteile Zimmer aufbewahrt.

Sidepipes mit Deckel, wie geht das denn ? Entweder die Lakepipes sind komplett Fake, oder sie haben kurz vor dem Enddeckel einen Bypass, der dann nach hinten geht. Kommt aus der Hotrodscene. Ed Big Daddy Roths "Druidprincess" besitzt auch eine derartige Auspuffanlage.

Beim Checkered Impala habe ich kurz vor dem Enddeckel einen Bypass eingesetzt der dann nach hinten rausgeht und in 2,5mm Aderendhülsen endet.

Revellogram hat  Sitzpolster im Originaldesign als Aufkleber in Rot oder Blau vorgesehen. Schöne Sache, wenn man den Wagen " stock " bauen möchte. Wollte ich aber nicht, da neben dem vorgesehenen Altersruhesitz von dem gerade entstehenden, bereits der weltallerschönste Metallicblaue Serien 59´wohnt. ein echter Mill Papa Impala in " geht nicht besser " Qualität.

Ich wollte Sitzbezüge im "Südstaaten Flaggenlook" haben. Also habe ich die acht Aufkleber der blauen Ausführung mit dem Flaggengrundmuster lackiert und jeweils mit 13 weißen Sternchen aus dem 1:76 Militärzubehör verziert. Macht 104 Sternchen, ich glaube, ich habe jetzt ein paar weiße Haare mehr, als vor der Aktion. Auch der Himmel sollte die Rebellenflagge

 

haben. Auch dafür gab es größere Sternchen im Militär Zubehör.


Vor etlichen Jahren hat mir der Christian einen Floh ins Ohr gesetzt.

Anlässlich einer Diskussion über 59´Chevy´s,sind wir zum Fazit gekommen, man müsste einen bauen, bei dem das Dach und der Kofferraum im schwarz/weiß Karolook lackiert sein mssßte.

Diese Idee hat mich verfolgt und nie mehr losgelassen. Beim Entschluss den Photoshop Custom zu bauen, war die Gelegenheit beide Ideen in einem Objekt zu vereinen und so habe ich das  umgesetzt. Eigentlich hatte ich immer die Vorstellung, das restliche Auto müsste metallicblau

sein. Irgendwann ist mir ein Hotwheels 32´Ford Sedan mit zwei Motoren in die Hände gefallen, der  " W a y   2    F a s t "  Dragster. Der ist Orange lackiert. Auf dem Dach hat er eine Portion "Checkered Flag".

Jawohl, genauso muss der Impala werden, kristallisierte sich heraus als feststand, ich baue das Ding !

Lackiert wurde er mit Tamyia TS 98 Pure Orange und darüber TS 65 Pearl Clear. Das Weiß beim Karoanteil ist TS 45 Pearl White und das Schwarz ist ebenfalls von Tamyia TS 14. Über das ganze kamen natürlich noch mehrere Schichten TS 13 Clear.

Die Bare Metall Arbeiten wurden wieder einmal von der Firma" Hoffmann Ingeniering in Groverville, Chiemgau County in Arkansas" zu meiner vollsten Zufriedenheit durchgeführt . Ich kann diese Manufaktur nur wärmstens weiterempfehlen.


Bis er soweit war, wie auf den Bildern zu sehen ist, hat sich meine Lebenserwartungsrestlaufzeit wahrscheinlich um etliche Minuten verkürzt. Aber das war´s mir wert, denn das Ding sieht ziemlich genauso aus, wie auf dem Bild von der Sylvia und nur darauf kommt´s im

 

Leben doch an, oder ?

Günther Eberhardt, München

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Kommentare: 3
  • #1

    Gerhard (Freitag, 31 Mai 2024 20:49)

    Nach dem "Bubblemino" nun der "Checkered Chevy" von Günther - der ´59er Chevy ist bei ihm derzeit omnipräsent! Verständlich, gehört diese Form mit den uferlosen Mövenschwingen doch zu den wildesten Ktreationen der späten ´50er Jahre, eigentlich schon ein "Factory Custom", wenn man so will. Interessanterweise sieht Günthers Custom-Version fast etwas schlichter aus als das Original - die einfacher gehaltene Front, die niedrigere Seitenlinie und das klare Heck hätten in dieser Form durchaus auch in Serie gehen können. Und das ist ja nicht zuletzt die ganz große Kunst des Customizings, die Günther beherrscht wie kein Zweiter: Etwas Vorhandenes mit anderen, passenden Bauteilen und einigen Styling-Tricks so zu verändern, dass es wieder vollkommen schlüssig wirkt. Volltreffer, lieber Günther, und unbedingt weiter so!!!

  • #2

    Christian (Freitag, 31 Mai 2024 22:20)

    Wie ich Dir schon per Mail sagte, ein wunderbares, sportliches Custom Coupé. Gerhards Komplimenten kann ich mich nur anschließen. Der 59‘ Impala ist wirklich schon stock eine ziemlich außerirdische Erscheinung. In meiner Kindheit stand einer immer in uns in der Gegend und ich habe mich damals gefragt, ob er vielleicht fliegen könnte.
    Schwer, das zu überhöhen, aber gegen Deinen Custom schaut die Serie fast hoch und kompakt aus. Sectioning ist eine komplexe Kunst, nach meinem 1:32 Minisprint kann ich das nachfühlen, aber an dieser Skulptur ist das noch eine ganz andere Dimension, Respekt.
    Und für die chequered roof und boot Reverenz möchte ich mich auch im Namen aller Minis und Abarths mit dieser Ausgestaltung extra bedanken. Tolles Ding, sowas könnte ich mir auch in meiner Garage vorstellen. Aber ob mich mich bei der Vorgabe auch über ein Sectioning sogar von einem 65er Impala drübertraue, ist sehr fraglich. Trotz Übung am Minisprint. Applaus.

  • #3

    Doc Martens (Samstag, 08 Juni 2024 11:13)

    Hut ab! Die Ideen mit einer Schachbrettmusterlackierung (was für ein schönes Wort!), nötigen mir, der schon oft genug in Sachen Lackierung daran gescheitert ist, höchsten Respekt ab.