1972 Oldsmobile Cutlass Supreme

1972 Oldsmobile Cutlass Supreme Convertible

 

Das "beste Entermesser"

 

Revell, Maßstab 1:25

Es gibt Namen, die mögen im englischen Original durchaus einen Sinn ergeben und im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch harmonisch klingen. Übersetzt man Cutlass Supreme aber ins Deutsche, kommt dabei ein fürchterlicher Unsinn heraus. Cutlass = Entermesser, Entersäbel oder gespitzte Hacke. Supreme = (das) Höchste, Oberste, Größte oder Beste. Also lassen wir es lieber im Original stehen.

Die Freude war groß, als Revell © 2010 den Olds herausgebracht hat. Endlich mal ein neues Modell aus den 70´igern und dann auch noch als Cabrio. Yippie! Bauoptionen beinhalten den „normalen“ Cutlass Supreme mit Teilen, die auch für den ab 1972 nur noch als Option des Cutlass Supreme bestellbaren 442 verwendet werden könnten, sowie Custom Reifen und Graphics.

 

Zusätzlich hat Revell noch den 72`Olds 442 mit der W-30 Option in der Hurst Version, sowie den 442 Hurst Olds als offizielles Pace Car von 1972 mit einer auf dem Verdeck sitzend und winkenden – im deutschen Sprachraum nahezu unbekannten - Linda Vaughn Figur herausgebracht.

Da ich eh vorhatte, zur Abwechslung mal ein „normales“ Midsize-Convertible aus den 70´igern ohne Kriegsbemalung und Hutzen-Haube zu bauen, hab ich mir die beiden Letzt genannten gar nicht erst zugelegt. Scheinbar aus Kostengründen hat sich Revell beim Cutlass Supreme jedoch dazu entschieden, nur die abgespeckte Karosserieform vom 442 herzustellen. So fehlen 442 korrekt der OLDSMOBILE Schriftzug mittig am unteren Ende des Kofferraumdeckels und die von der Mitte des Heckstoßfängers bis zum vorderen Radausschnitt verlaufende Zierleiste. Das typische 4-Speichen-Lenkrad gehört ebenfalls zur 442 Option. Wenigstens entspricht die Motorhaube dem Cutlass Supreme – ohne die verchromten Hood Louvers des 442 oder gar mit den Ansaughutzen der W-30 Version.

 

Aus Zeit- und zugegeben auch aus Bequemlichkeitsgründen hab ich auf das Selbermachen der seitlichen Zierleisten verzichtet. Über den fehlenden Oldsmobile Schriftzug kann man auch hinwegsehen. Dafür wurde das Lenkrad durch ein optional dem 69´Camaro von Revell beiliegendes Teil ersetzt. Ist zwar auch wieder nicht 100%ig korrekt, aber wenigstens eine kleine Abweichung zum Erscheinungsbild des 442 sollte es dann doch sein.


Das Olds Front-Emblem ist im Original eigentlich viel filigraner als das bereits eingeprägte, durchkreuzte Rechteck an der Hauben Front. Im umfangreichen Decalbogen findet sich auch ein der Größe entsprechendes Emblem. Allerdings hätte die blaue Lackierung das winzige, sibrig/schwarze Decal „verschluckt“ und es wäre kaum zu sehen. Das Decal zu verwenden empfiehlt sich daher nur bei hellen Uni-Lack Farben. So behielt die Haube das eingeprägte Olds Zeichen halt bei und erhielt einen Überzug mit BMF.

Zur Abwechslung hat die Lackierung dieses Mal außen wie innen auf Anhieb geklappt, ist ja bei mir nicht grad immer der Fall. Das gewählte Metallicblau hatte auch den Vorteil, dass es den fast gleichen Farbton als Revell Döschen gibt. Somit konnten nicht nur kleinere Problemstellen um die Außenspiegel herum kaschiert werden, auch die Blechteile zwischen den vorderen Lampen und der Stoßstange bzw. den Grilleinfassungen – im Bausatz liegt ja nur die komplette Einheit aus Grill, Stoßstange und den Lampen bei – mit dem Pinsel vorsichtig hin gezittert werden. Und nur wer ganz genau hinsieht, vermag vielleicht sogar einen Unterschied zu erkennen!

Im Vergleich mit dem 70´iger 442 Olds von JoHan ist das Interieur wirklich sehr gut gelungen. Hier merkt man dann doch deutlich den Fortschritt in der Bausatzentwicklung. Die beilegenden Decals für Armaturenbrett, Mittelkonsolen (es liegen zwei Stück bei: einmal für die Version mit Schaltgetriebe und einmal die für Automatik) und Türintarsien wurden jedoch nicht verwendet, da vorher die Konturen vom Armaturenbrett abgeschliffen hätten werden müssen und eine glatte Fläche ohne die ganzen Erhebungen durch die zahlreichen Knöpfe unrealistisch aussieht. Außerdem hatte das Decal für die rechte Tür denselben Ausschnitt wie das für die linke Tür. Links muss das so sein wegen den Schaltern für die elektrischen Fensterheber, die jedoch rechts nicht vorhanden sind. Der Innenboden wurde wieder mal beflockt und angemalt. Die Prozedur mach ich eigentlich nur bei Cabrios. Bei Autos mit Dach kommt meistens die gute alte DC-Fix-Folie zum Einsatz oder gar nur der Pinsel.


Wie bei den neueren Revell Bausätzen jetzt scheinbar üblich, wird bei den Einheitsreifen auf jegliche Schriftgravuren oder Bedruckung verzichtet. Stattdessen werden nun Decals für Schriften bzw. die weißen oder roten Ringe beigelegt. Und wie immer gilt auch hier: kann man verwenden, muss man nicht. Denn was nützt es, wenn man bei 3 Reifen die weißen oder roten Ringe mühsam hingefrickelt hat und der letzte sich dann im Wasserbad auflöst oder sich beim Abschieben vom Trägerfilm so verwurschtelt, dass er sich nicht mehr entwirren lässt? Eben! Darum wurden die Reifen gleich wieder durch die Muscle Car Reifen mit den Einkerbungen und den Beschriftungen von AMT ersetzt. Wie schon des Öfteren erwähnt, braucht man nur weiße oder rote Farbe in die Einkerbungen pinseln und anschließend die überschüssige Farbe wieder abwischen.  Einfach – aber genial! Und etwas wuchtiger als die Revell Reifen sind sie auch noch.

 

 

Gut gemeint hat es Revell mit dem verchromten Windschutzscheibenrahmen. Nützt bloß nichts, wenn die Chrombeschichtung allein schon beim Anfassen matt und bleich wird. Ist mir auch an der Frontstoßstange unterhalb der Lufteinlässe so passiert. Zum Glück konnten beide Problemstellen mit einem Überzug aus BMF bereinigt werden. Sieht zwar nicht ganz so makellos aus wie eine fabrikmäßige Chrombeschichtung. Aber was solls? Geht auch so.

Was mir auch nicht so gefällt, ist dass die Schriftzüge am Kofferraumdeckel und an den Flanken nur als silbrige Decals beiliegen. Aber das ist allesamt nur jammern auch höchstem Niveau, denn der Olds ist ein durch und durch passgenauer und wunderbar zu bauender Kit!

 

 

Ende 2022 hat Revell nun auch noch den 71´er Olds 442 mit W-30 Option als HT-Coupe herausgebracht. Wieder ein Wahnsinns Bausatz, der die Lücke der erhältlichen 442´er ab 1964 fast schließt. Jetzt fehlt mir nur noch der 68´iger, den es leider nur in Resin gibt und der 65´iger. Doch den gibt’s bzw. gab´s scheinbar gar nicht. Oder?

Reinhold Schmidt, Fürth

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Kommentare: 5
  • #1

    Christian (Dienstag, 18 April 2023 22:16)

    Gratuliere, schön ist er geworden, ein tolles Auto und in einer passenden Farbe. Also, die von Dir kritisierten Stellen sehe ich gar nicht, schaut einfach perfekt aus.
    Und Linda Vaughn ist in meiner Generation auch hierzulande wohl bekannt. Sie uns gelehrt, daß in America alles ein bisserl größer ist.
    Ist wohl klar, welche Variante ich auswählen würde. Hurst ist schon was Besonderes.
    Die Reifendecals sind ein Problem. Beim Honda hat sich wenigstens schon das erste verwurschtelt, ergo schwarze Reifen ohne Weißwand.

  • #2

    Christian (Dienstag, 18 April 2023 22:21)

    PS: die beiden Olds sind ein tolles Pärchen.

  • #3

    Günther (Samstag, 22 April 2023 07:28)

    Schön,daß der Olds in meinem Lieblingsblau strahlt.Es gab Zwei Revell Bausätze mit Linda
    Vaughn. Einmal die sitzende Linda und einmal, stehend, mit einem Pontiac Tiger GTO ,
    wenn ich mich recht erinnere.Der blaue Olds ist ein richtiges Prachtstück geworden,
    Gratulation zum gelungenen "Gustostückl" !

  • #4

    Günther (Samstag, 22 April 2023 12:25)

    Korrektur: Die stehende Linda Vaughn war beim Revell Hurst Hairy Olds Limited Edition dabei.
    Die gute Linda war ja "Miss Hurst" und würde sich niemals an einen `schnöden Pontiac ´
    stellen. Man möge mir meinen Fauxpas verzeihen

  • #5

    Gerhard Hoffmann (Samstag, 22 April 2023 19:36)

    Reinhold entwickelt sich mehr und mehr zum absoluten Olds-Spezialisten, wie seine beiden in dieser Spalte übereinander stehenden tollen Oldsmobiles belegen. Auch in Bezug auf sein Detailwissen zu diesen Autos, das er in beiden Artikeln ausbreitet, kann ihm kaum einer das Wasser reichen - Respect, Mr. Olsmobile, and more of this good old stuff!!!