1969 Honda N360

1969 Honda N360

 

Nippons Mini

 

Hasegawa, Maßstab 1:24

Zugegebenermaßen hatten in meiner Jugend die meisten Japanischen Autos nicht unbedingt das, was mit ultimativer Coolness assoziiert wurde. Zumindest die, im Wien der 1970er bald häufig zu sehen waren. Höchsten einmal ein Wankel-Mazda, dem wir für den Motor sogar die blattgefederte Starrachse verziehen haben, wie auch beim Ford Escort 1600 RS wegen des Vierventil-Formel2-Motors. Wahrscheinlich war an unsrer Einschätzung auch die Deutsche Auto-Presse beteiligt, die ja immer schon den Ruf aller ausländischen Autos gerne torpediert hat.

Der Modellbau aber, wo die Japaner schon damals sehr gut waren, weil sie Abwechslung gebracht haben, hat uns gezeigt, dass es im Land der aufgehenden Sonne doch noch einiges mehr gibt, als wir im täglichen Straßenbild zu sehen bekommen haben. 

Mit meinem Hang zu kleinen Autos und zu Motorradmotoren in Autos und viceversa haben mich vor allem die Kei-Cars fasziniert und tun es bis heute. Damals schon gab es neben putzigen kleinen Limousinen auch schon tolle Roadster von Honda und Toyota.

Und was an kleinen wilden Autos (Mittelmotor, Flügeltüren etc., aber auch die Suzuki-Geländewagen) noch dazugekommen ist, ist schon faszinierend. Damit sind sie bei kleinen Autos, zumindest inzwischen, schon besser als die Italiener. Dabei ist die Kei-Car-Klasse doch das genau die Antwort, die wir heute brauchen, platzsparend, leicht, sparsam, somit höchst nachhaltig.

Immerhin hat Honda uns seine Kei-Cars auch in Europa und den USA zukommen lassen. Der N600, de facto das gleiche Auto wie der N360, nur mit mehr Hubraum hat sogar seine eigene Custom-Kultur nicht nur in Japan, sondern auch in USA entwickelt, Wie prominentest uns Ed Roth gezeigt hat.

 

Und den Sportwagen S600/800 lernten wir in seinen rasanten Auftritten bei Spirou e Fantasio (Pit und Pikkolo im Deutschsprachigen Raum) schätzen.

Der N360/600 ist mit seinem Frontantrieb und Quermotor ein recht modernes Konzept á la Austin/Morris Mini natürlich ein besonders attraktives Exemplar, auch in der Japanischen Custom-Kultur bis heute.

So bin ich an meinen Honda hier auch rangegangen und der Hasegawa-Bausatz bietet neben faszinierender Detaillierung auch einige Teile von den anderen Versionen, der ersten Serie und des Rennautos, auch wenn die Bauanleitung per se nur die 2. Serie in Sport- und Luxus-Ausführung offeriert.

 

Aber natürlich habe ich das tiefere Fahrwerk der Rennversion genommen. Dass keine anderen Räder dabei sind, ist egal, weil schmale Steelies eh wieder en Vogue sind und damals viele die aus Kostengründen auch bei überarbeiteten Auto beibehielten. Breitere Räder haben auch die Gefahr, dass das Auto aus der Kei-Car-Klassifizierung fällt. 

Innen einfach die Sportversion genommen und mit den berühmten Revell-Schalensitzen ergänzt. 

Außen hat eigentlich das Sportpaket des S mit seinen putzigen Zusatzscheinwerfern völlig ausgereicht. Nur die erfreulicherweise auch dargereichten Abdeckungen der hinteren Entlüftungen habe ich vom S der N1-Version genommen, einfach glatter. So ist das Auto ein echter Sleeper geworden.

Was wirklich komisch ist, ist der Motorraum, vorne eine fein ziselierte Kulisse, unten gut detailliert und dahinter - nix. Also Motorraum scratch ergänzt und selbstverständlich 2 Vergaser mit dicken Ansaugtrichtern installiert. Und die Spritzwand komplettiert.

Das war das Aufwendigste. Da geben sie einerseits in ihrem vorbildlichen Decalbogen sogar die Typenschilder mit, und dann muß man eigentlich die Motorhaube zupicken, völlig unlogisch zur sonstigen Qualität des Bausatzes, die sogar bis in den Motorraum geht. Japanischer Humor ist scheinbar doch anders. Das habe  ich natürlich anders gelöst.

 

Auch wenn zwischen den Auto- und den Motorradmotoren von Honda kein Teil austauschbar ist, die Verwandtschaft ist vor allem beim luftgekühlten N360/600 deutlich. Das Gebläse liegt hinter dem Motor und wird mit einem ums Eck geführten Keilriemen, wie beim Corvair angetreten. Da kenne ich jemand, dem das besonders gut gefällt.

Durch die Motorrad-Analogie (der 2-Zylinder soll ziemlich von dem der CB 450 inspiriert sein, trotz SOHC statt DOHC) war es klar, dass dazu ein Honda-Motorrad in die Vitrine gehört. Weil ich mich an einen Hobby-Test des Z600, also der Coupé-Variante erinnere, wo der gemeinsam mit einer CB 750 als ideales Stadtflitzer-Duo in Paris abgebildet war, habe ich mir eine CB 750 als Fertigmodell besorgt und den N360 farblich passend lackiert.

Ganz so klein ist das Auto nicht, vergleicht man es mit Mini und FIAT 500, aber auch die waren klein, wie an den Damen daneben zu sehen. 


Ich freue mich, nicht nur den 2. Japaner auf Chrome and Fins, sondern auch das (bisher) kleinste Auto dort präsentieren zu können.

Christian Vana, Baden bei Wien

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Kommentare: 3
  • #1

    Doc Martens (Sonntag, 02 April 2023 16:26)

    Toll gemacht!! Gerade wegen ihrer putzigen Größe, sind Kei-Cars besonders hinsichtlich ihrer technischen Lösungen durchweg als vollwertig und durchdacht zu bezeichnen.Hier gab es z.B. in den 90ern schon Features, die man bei uns erst in der Oberklasse angettoffen hat. Da ist es in meinen Augen fast unverzeihlich, einen Keilriemen um die Ecke laufen zu lassen !! Aber in der Not...

  • #2

    Günther (Sonntag, 02 April 2023 16:36)

    Schnuckelig !!! Auch ich mag ausreichend motorisierte winzige Krawallbüchsen. Meine
    Strafzettel Sammelkarriere begann schließlich standesgemäß mit einem kräftig auffrisierten
    NSU TT. Unter anderem mit einem gewonnenen Rennen gegen einen zivilen 02er BMW von
    der Polizei mit uniformierter Besatzung.Das waren noch andere Zeiten damals...
    Schön das, die C&F Japan Seiten einen Fünftzigprozentigen Zuwachs verzeichnen konnten.

  • #3

    Reinhold (Sonntag, 02 April 2023 17:29)

    Klein aber oho! An diesen Honda kann ich mich nicht erinnern. Sehr wohl aber an .meinen ersten Neuwagen , gekauft im September 1989. Ein rio roter Civic 1.5 3-Türer (witzige Bezeichnung für die Heckklappe) mit elektrischen Glasschiebedach! Das gab's beim Golf weder für Geld noch gute Worte. Ich bin mal gespannt, welche Schätzchen aus dem fernen Osten wir hier noch zu sehen bekommen.