1967 Chevrolet Chevelle SS 396
Die Qual der Wahl
Revell, Maßstab 1:25
Es ist schon erstaunlich. Von manchem Wunschmodell gibt’s entweder nur alte, schwer erhältliche, schlecht passende Kits zu Mondpreisen oder gar nix.
Bei der 67´er Chevelle ist das anders. Die gibt’s (bzw. gab´s) sogar zweimal. Zuerst die Revell von 1989. Ein Jahr später erschien auch die gleiche von AMT als identisches Stock Modell und zusätzlich noch als Streetmachine. Letztere hatte ich auch schon in den 90`igern gebaut. Mit schwarz übermalten Chromteilen und übermäßigen Einsatz von Plastikkleber. Brrrr! Hab ich ausgeschlachtet und mir vorgenommen, die beim nächsten Mal ansehnlicher zu bauen. Da sich nach einigen Jahren auch der Revell Kit zur Stock-AMT-Chevelle dazugesellte, fiel die Entscheidung schwer, welcher von beiden die Ehre haben würde. Sie haben nämlich beide so ihre Stärken und Schwächen: Beim AMT-Kit sind die Innenseitenverkleidungen besser (mit Ausnahme der Fensterkurbeln) und beim Revell gefallen mir die Sitze besser. Ein weiterer Pluspunkt beim Revell-Kit ist die realistischere Front, da beim AMT der Grill bis oben hin strukturiert ist (wo eigentlich eine Alu-Zierleiste hingehört) und die vordere Haubenzierleiste ist beim AMT Bestandteil des einteiligen Grillteils – beim Revell ist sie an der Haube direkt anzukleben. Und die Stoßstange ist auch ein extra Teil, was das Bemalen des im Grill integrierten Frontblechs auch einfacher macht. Die Heckpartie ist bei beiden Modellen einteilig.
Grundsätzlich sind beide aber recht gelungene Kits.
Mit dem Umbau zum Cabrio hab ich bereits 2015 begonnen. Manchmal leg ich mir nämlich kleine Zettel mit Datum in die Boxen mit Ideen, wie ich die mal bauen will. Den oberen Scheibenrahmen hab ich damals schon durch ein Teil eines anderen Modells ersetzt – vielleicht war beim Dach abschneiden der Rahmen zerbrochen – ich weiß es aber nicht mehr. Außerdem hatte ich die Chromschicht von den Seitenschwellern und der Haubenzierleiste schon abgebeizt und schon am Modell angebracht. Ich habe nämlich schon schlechte Erfahrungen beim nachträglichen Ankleben von Chromteilen an ein bereits lackiertes Modell gemacht – Stichwort: hervorquellender Leim! Das Verdeck – ursprünglich Bestandteil einer völlig verzogenen 69´er AMT Cabrio Chevelle – war auch bereits an der separat beiliegenden Rücksitzbank befestigt. Die Verdeckschächte und das Verdeck bestehen aus einem Teil (sog. „Doglegs“). Sieht ein wenig unrealistisch aus, deswegen wurden Evergreenleisten aufgeklebt, um eine optische Trennlinie zu haben. Die Fensterkurbeln für die hinteren Fenster mussten weichen, weil nun die Verdeckschächte im Weg standen und wurden etwas nach vorne versetzt mit aus alten Türverkleidungen ausgeschnittenen Kurbeln.
Die Außentüröffner waren mir zu klobig, daher wurden diese abgeschliffen und durch Chromteile aus der Grabbelkiste ersetzt. Und natürlich wurden auch wieder die Türschlösser mit Hilfe von Stecknadelköpfen dargestellt. Da das Heckteil komplett verchromt ist, jedoch die Blende zwischen den Rücklichtern wie bei Chevrolet typisch schwarz ist, hab ich mir verschiedene Optionen überlegt, wie ich das am Modell rüberbringen sollte. Letztendlich hab ich die betreffende Stelle blank geschliffen und ein schwarzes Decal aus dem Fundus angebracht. Der Schriftzug „SS 396“ ist auch ein Decal und stammt vom 69´er Revell Chevelle Kit (ist dort für den Kühlergrill vorgesehen). Das doppelte S übrigens ist vorne und hinten richtigerweise in Weiß zu machen und ist nicht verchromt! Der Raum zwischen Heckblende/Stoßstange und das Frontgrillunterteil wurde mit einer alten Revell-Carmetallic-Farbe angepinselt. Sieht der verwendeten Außenfarbe recht ähnlich.
Apropos Außenfarbe: nach längerer Abstinenz sollte es mal wieder eine Metallic Lackierung geben. Im Baumarkt fand ich von Duplicolor die (neue?) Farbe INOX – „Edelstahl-Look“. Die passt schön zum Cabrio. War auch nach einem Tag schon trocken. Und dann eine weitere Premiere für mich: zum ersten Mal hab ich den Wunderklarlack von MAX verwendet. War anfangs doch erst skeptisch, ob das alles so hinhaut wie bei den Modellen von Olli und Robert, bin aber positiv überrascht, wie gut die Klarlackversieglung geklappt hat. Erstens sind 2 Lackierdurchgänge im Abstand von ca. 10 Minuten völlig ausreichend, zweites glänzt der Lack besser als herkömmlicher 1 K-Klarlack und drittens – und das ist mir fast das Wichtigste von allem – er ist nach 2 Tagen bereits ausgehärtet und man kann mit dem Polieren beginnen. Obwohl, viel zum Polieren gabs nicht, wenn nicht einige ärgerliche Staubeinschlüsse das Gesamtbild getrübt hätten. Die ließen sich aber ohne allzu viel Aufwand mit nass schleifen und anschließender Politur restlos beseitigen. Hierzu nochmals vielen Dank an die WhatsApp-Gruppe für die nützlichen Tipps.
Den Innenraumboden wollte ich ursprünglich eigentlich mit D-C-Fix Folie bekleben, was sich aber aufgrund der zu verwinkelten Ausprägungen im Boden als nicht sehr sinnvoll herausstellte. Also wurde der Boden mangels farblich passender Viskoseflocken mit ockergelben Flocken beklebt und – noch eine Premiere – anschließend in einem selbst gemischten grün-grau mit dem Pinsel angemalt. Sollte ja schließlich gut zur Innenfarbe passen. Ton in Ton halt. Die Innenfarbe nennt sich schlicht „Kunststoff Lackspray“ und ist von Auto-K. Decals für die Instrumente lagen dem Bausatz übrigens nicht bei (gleiches gilt auch für den AMT-Kit). Bei den beiden Rundinstrumenten neben dem Tacho und auf der Mittelkonsole habe ich mir mit entsprechenden Decals aus der Ersatzteilkiste beholfen. Das Lenkrad wurde abschließend noch hellbraun angemalt und mit einem dunkleren Braun trocken gepinselt. Wirkt besser, als die gleiche Farbe wie das restliche Interieur zu verwenden und ist ja auch nicht falsch, wenn man die Bilder im Internet betrachtet.
Nun stand der endgültige Zusammenbau bevor. Die Passgenauigkeit beim Revell Kit ist eigentlich ganz gut, abgesehen vom ca. 1 mm zu breiten Armaturenbrett Oberteil. Etwas problematisch ist jedoch das Verkleben des fertigen Interieurs an die Karosserie. Zum einen schließt die Oberkante der Innenseiten nicht ganz perfekt an die Oberkante der Außenseiten ab und zum anderen, was schon recht merkwürdig wirkt, sind die Türfalzen innen zu weit nach vorne versetzt. Aber damit kann ich leben. Was aber gar nicht ging, waren die völlig blanken Reifen vom Revell Kit. Sie wurden durch AMT Reifen ausgetauscht. Die haben eine Einkerbung an den Flanken, die man gut mit roter Farbe bemalen kann zur Darstellung der an Muscle-Cars häufig zu findenden Rotringreifen. Eine ruhige Hand beim Malen ist nicht von Nöten, überschüssige Farbe kann man leicht wieder abwischen. Ich finds prima so.
Beiden Bausätzen liegen auch die an die Flanken gehörenden dünnen Doppelzierstreifen in schwarz und weiß bei. Kann man verwenden, muss man aber nicht.
Was passiert nun mit der übrig gebliebenen AMT-Chevelle? Ich denke, irgendwann wird die auch mal gebaut werden. Und – Robert und mich wird’s freuen - die Dachform mit dem nach innen versetzten Heckfenster schreit geradezu nach einem Vinyldach!
Reinhold Schmidt, Fürth
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Günther (Samstag, 04 Juni 2022 12:20)
Dieser Reinhold nun wieder ! Ein Schokotraum in Schokobraun ! Lehrreiche, informative und
wunderschöne Abhandlung über ein absolutes "habenwill" Auto in 1 zu 1 und ebenso
fünfundzwanzigmal verkleinert. Wenn Du Platzprobleme wegen dem Schiff kriegen solltest,
weist Du ja wo meine kleine Sammlung wohnt. Gratulation zum vollendeten Prachtstück !
Doc Martens (Samstag, 04 Juni 2022 22:43)
Danke für die gekonnte Verwirklichung dieses Vertreters des " side view stylings" reinsten Wassers. Ich liebe das Design, beim dem es von der Seitenansicht zur Front bzw. dem Heck so messerscharf ums Eck geht, dass einem fast die Augen bluten!
Christian (Sonntag, 05 Juni 2022 08:39)
Ein tolles Ding, nicht nur super recherchiert und das Ergebnis der Recherche perfekt umgesetzt. Einerseits klar ein Musclecar, das mit seinen Powerdomes keinerlei Sleeper-Ambitionen zeigt, aber statt in einer schreienden Farbe in höchst elegant gedeckten Tönen. Noblesse oblige. Cooler Kontrast.
Das Ergebnis war Mühe und Aufwand wirklich wert. Bin schon auf die „Resteverwertung“ gespannt. Gratulation, Christian
Gerhard (Sonntag, 05 Juni 2022 19:16)
Ich durfte Reinholds phantastische Chevelle ja am 21. Mai länger in den Händen halten und intensiv genießen. Was er da an superfeinen Details und winzigen Einzelheiten, die sonst (fast) jeder vernachlässigt, hinein gepackt hat, lässt sich hier nur ansatzweise erahnen. Eine modellbauerische Meisterleistung, gerade in diesen unspektakulären, gedeckten Farbtönen!