1950 Ford Convertible Custom

1950 Ford Convertible Custom

 

The Thunderboat

 

Umbau AMT Kunststoff-Kit, Maßstab 1:25

 

 

Es war mal wieder Zeit für einen Custom.

Aber wie oder was war noch völlig unklar, deshalb habe ich mich wieder mal im Netz ein bisschen umgeschaut, was da so an Customs, Showcars und Studien umherschwirrt.

Als Hintergedanken waberten im Hirnstüberl noch einige Reste von drei ausgeschlachteten 49/50 Fords umher, die noch verwurstelt werden wollten. Also habe ich mich mehr auf die Suche nach den frühen 50s oder 40s beschränkt. Und ich bin auch gleich fündig geworden!

Der 41er Chrysler Thunderbolt sollte als Ideengeber herhalten.

 

Also den 50er Ford Convertible von AMT hervorgekramt – die ideale Basis für das, was ich vorhatte: Runde Vorderkotflügel mit Schlafaugen und voll verkleidete Räder – vorne und hinten. Dazu ein zweisitziger Roadster mit gechoppter Windschutzscheibe.

Das mit der Scheibe war kein Problem, da das Teil schon als Custom-Teil dem Kit beiliegt. Das größte Problem sollten wohl die Kotflügel mit den Schlafaugen werden. Die einzige Chance sind die Kotflügel vom 37 Cord, den ich mir auch besorgen wollte. Doch da grätschte der Günther dazwischen, der mir völlig selbstlos aus seinem Cord-Zimmer ein gebautes Exemplar überließ.

An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank!

 

Also habe ich schweren Herzens und mit Tränen in den Augen, die vorderen Teile aus dem eigentlich viel zu schönen Cord herausgeschnitten und dem Ford angepasst.


Jetzt war aber die Haube zu lang! Deshalb wurde sie in der Mitte quer auseinandergeschnitten und wieder zusammengesetzt. Außerdem durch ein drittes Teil einer zweiten Haube nach unten verlängert und mit viel Evergreen und 2K-Spachtel in die richtige Form gebracht.

 

 


Als nächstes habe ich den oberen Karosseriebereich bis zu den Vordersitzen mit aus zwei Schlachtkarossen herausgetrennten Kofferraumdeckeln aufgefüllt und mit noch mehr Evergreen und Spachtel in Form gebracht. Was sich so einfach anhört, war eine tagelange Schleif- und Spachtelorgie, da die große Fläche einfach nicht eben werden wollte. Irgendwann habe ich aber doch gewonnen...


Dann ging es dem Heck an den Kragen, das stark geglättet werden sollte. Das heißt, die seitlichen Ausbuchtungen der Rücklichter weggefeilt, den Kofferraumdeckel verspachtelt und verkürzt. Dann noch am oberen Rand Vertiefungen schaffen für die Rücklichter, die übrigens vom 49 Mercury stammen und einfach ober aufgeklebt sind.

Erinnert jetzt irgendwie an die Borgward Isabella...

 

 


Um die Radhäuser zu verschließen, habe ich aus der bereits gerupften Schlachtkarosse die Seitenteile herausgesägt, damit ich die richtige Rundung für meine Karosserie hatte. Dann entsprechend zurechtgefeilt und eingeklebt. War auch hier wieder sehr viel Schleifarbeit nötig, bis alles glatt war.

 

Anschießend habe ich auf jeder Seite sechs Reihen 1,5mm Evergreen-Streifen aufgeklebt, um den unteren Abschluss zu bilden – ähnlich wie beim Vorbild, dem 41 Thunderbolt.

 

 

 

Dann noch die Zierleiste entlang der Gürtellinie aufgebracht und verschliffen und fertig war der Rohbau der Karosserie.


Irgendwie war ich aber mit dem oberen Teil der Karosserie nicht zufrieden. Irgendwie zu glatt und leer. Zuerst wollte ich ein gechopptes Dach draufsetzen, was ich aber schnell wieder verworfen habe, da ich ja einen Roadster haben wollte.

Und die Karosserie irgendwie etwas bootsförmiges hat, kam ich auf die Schnapsidee, das Oberdeck einfach bootsmäßig aus Holz zu machen.

Gesagt – getan, zuerst den restlichen Body in einem leuchtenden Rot von Multona lackiert, dann dem Holz-Bereich mit einem hauchdünnen und mega-empfindlichen Decal belegt und zum Schluss komplett mit 2K-Klarlack überlackiert.

Hinterher ist mir dann der Gedanke gekommen, man hätte das Ganze noch verschärfen können und den kompletten Bereich über den Kofferraum und die Motorhaube aus Holz machen können, sodass nur noch die Seitenteile aus Blech wären. Vielleicht beim nächsten mal...

 

 


Das Interieur wurde hinter den Vordersitzen abgeschnitten und durch einen senkrechten Abschluss verkürzt. Seitenteile und die Sitzbank habe ich dann wieder, wie beim Ford Adonis, mit Evergreenstreifen im Tuck-n-Roll Stil beklebt. Die Türen dann noch mit Fensterkurbeln und Armlehnen ergänzt und alles in Seidenmatt-Weiß lackiert. Von wegen Armlehnen: Nachdem alles fertig lackiert war und ich die Sitzbank einkleben wollte, stellte ich fest, dass die Armlehnen im Weg waren und sich der Sitz nicht mehr einsetzen ließ.

Typischer Anfängerfehler!

Also die Armlehnen unter viel Gefluche und mit Angstschweiß auf der Stirn, die Armlehnen wieder herausgetrennt, die Sitzbank eingeklebt und die Narben der Operation mit weißer Farbe so gut wie möglich beseitigt.

 

Das Armaturenbrett ist in Wagenfarbe lackiert und mit etwas mehr Chrom als in der Serie aufgepeppt. Der Boden wurde mit Viscose beflockt.


Anschließend wurde noch der Unterboden an den Rändern etwas verjüngt, damit er unter die Karosserie passte.

Die vordere Spur musste ich aber um einiges verschmälern, damit das Fahrzeug wenigstens halbwegs lenkbar ist.

 

Zum Rangieren in den Showhallen der Ausstellungen wird’s wohl reichen, in den Straßenverkehr möchte ich das Auto lieber nicht loslassen. Bei dem Wendekreis...

An der vorderen Stoßstange wurde der Bereich zwischen den Hörnern herausgetrennt, verspachtelt und mit Molotow ausgebessert, ebenso die hintere Stoßstange.

Die Chromspange in der Kühleröffnung ist ein Customteil vom 56 Ford und passte nach kurzen Anpassung haargenau in die Öffnung.

 

Die mittige Auspuffblende am Heck ist übrigens die ausgesägte Nase vom original Kühlergrill. Die wurde zurechtgefeilt, in der Mitte aufgebohrt und mit Molotow verchromt. Der Auspuff selbst ist wieder ein Stück Adernendhülse.

So ist diesmal mit sehr viel Aufwand mal was ganz anderes entstanden, rund und glatt und ohne Flossen.

Erinnert irgendwie auch an die Autos im Kinderkarussell.

Und der nächste Custom schwirrt mir auch schon im Kopf herum, die dazu benötigten Opfer habe ich mir schon besorgt.

 

Aber jetzt geht’s erst mal stock weiter...


Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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Kommentare: 4
  • #1

    Günther (Samstag, 15 Januar 2022 14:22)

    Tuck`n Roll King , Master of Styrene, God of Kustom ... wem fallen noch Superlative zum
    Robert und seinen Werken ein ? Wenn noch Jemand was weis, bitte hier bei den
    Kommentaren eintragen !Es ist ein Traum ,mit welcher Leichtigkeit er die stimmigsten und
    schönsten Customs , hier regelmäßig auf die Räder stellt. Robert mehr,mehr, viel mehr
    davon bitte...

  • #2

    Christian (Samstag, 15 Januar 2022 16:35)

    Einfach eine supercoole Straßenyacht, Riva stradale quasi. Die viele Mühe, die wir in der Gruppe mitverfolgen durften, hat sich wirklich gelohnt. Allein schon die glatte Außenhaut in der Grundierung, Respekt.
    Und ausschauen tut er wirklich wie die Dreamcars auf Renderings und anderen Zeichnungen der Epoche. Rot mit Holz steht ihm gut. Der Rolls Royce Boat Tail ist nicht halb so attraktiv. Gratuliere perfekt.
    Aber auch zum Mut, sich der Frage des Wendekreises zu stellen, ohne Kompromiß bei der Optik zu machen, ein echtes Showcar, beispielgebend.

  • #3

    Reinhold (Montag, 17 Januar 2022 12:43)

    Und wieder hat Robert einen wunderschönen Custom in Rekordzeit fertig gestellt. Hast schon Recht, erinnert irgendwie an ein Kinderkarussellauto. Und auch an den legendären Amphicar DWF - fehlt nur noch die Schiffsschraube! Jetzt sind wir (ich) schon ganz gespannt auf den 56´er Plymouth. Kann ja bei dir nicht mehr allzu lange dauern, gell?

  • #4

    Oliver Löbert (Freitag, 21 Januar 2022 19:35)

    Wieder einmal herrlich was Robert da so gezaubert hat aus allen möglichen Zutaten.
    Ein früher 50s Custom sehr stilsicher getroffen mit den Stilmitteln der damaligen Zeit als das
    Customizing noch in den Kinderschuhen steckte. Die Karosserien noch bauchig und pontonförmig mit wenig Schnörkel, nur eine ganz klare Linienführung und als besonderes Schmankerl die Schlafaugen und die Bootsdeckoptik aus der gleichen Epoche. Alles harmoniert perfekt miteinander und hätte genau so damals ausgesehen. Robert hat uns wieder gezeigt das er in allen Sparten des Customizings Zuhause ist auch wenns in die Frühzeit dieser Kunstform geht.