The Golden Holiday
Aus drei mach zwei
Custom-Gespann mit „Hemi Hydro“-Boot, Eigenbau, Maßstab 1:25
THE GOLDEN HOLIDAY
Sommer, Sonne, Sandstrand und Meer – das sind die Zutaten für den perfekten Urlaub! Fehlt nur noch ein adäquates Gespann, um das Powerboot an den Strand zu ziehen – voila, hier ist es: The Golden Holiday!!!
Die Grundidee
Mit einer fast einjährigen Vorlaufzeit entstand der „Golden Holiday“ als Geburtstagsgeschenk für einen engagierten Modellbauer und -sammler. Gefragt war hier natürlich kein 08/15-Modell, sondern ein auf den neuen Besitzer exakt zugeschnittener Eigenbau.
Die formalen Eckdaten waren schnell festgezurrt: Aufgrund der Obsession des Empfängers für den 1961er Imperial musste das Modell mindestens vier freistehende Scheinwerfer sowie bis in den Himmel ragende Heckflossen aufweisen.
Die besondere Wertigkeit des Modells wurde dadurch erreicht, dass sämtliche Chromteile, auch am Boot, eine Goldplatierung erhielten – allein über diese Aktion ließe sich ein ganzer Roman verfassen!
Die Bausätze
Für das Projekt „Golden Holiday“ mussten drei komplette Bausätze sowie weitere Teile eines vierten und fünften Kits dran glauben. So entstand eine radikale Mischung aus der Technik sowie den Rädern eines 1958er Ford Thunderbird von Monogram und den Karosserieteilen des Lincoln Futura von Revell. Als Boot kam das weitgehend unveränderte „Hemi Hydro“ von Revell zum Einsatz, ebenso der diesem Kit beiliegende Trailer.
Wem ob dieser Aufzählung rarer Bausätze die Tränen kommen, der kann beruhigt werden: In allen Fällen handelt es sich um Wiederauflagen. Der Monogram-T-Bird erschien zwar bereits 1963, die letzte der zahlreichen Wiederauflagen datiert aber von 2011. Mittlerweile schon wieder eher eine Rarität ist der Lincoln Futura, dessen Erstauflage bereits 1956 erschien. Revell brachte diesen Bausatz in unveränderter Form und größerer Stückzahl noch einmal 1996 heraus – wohl dem, der sich damals mit einer ausreichenden Anzahl dieser Kits eingedeckt hat!
Auch die Erstauflage des „Hemi Hydro“ hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, denn sie stammt von 1971. Die hier verwendete Wiederauflage erschien 1994, sogar in einer dem Original nachempfundenen Schachtel.
Der Custom-Eigenbau
Der Lincoln Futura ist ja bekanntlich ein reines Curbside-Modell ohne Motor oder sonstige Technik. Erfreulicherweise passten sowohl das Fahrgestell samt Motor als auch die Inneneinrichtung des ´58er T-Bird saugend in die LincolnKarosserie, die dafür nur leicht angepasst werden musste. Die Futura-Front wurde allerdings nicht verwendet: Hier kamen die Kühlergrills zweier 1959er Cadillacs von Monogram zum Einsatz, denen zunächst die Scheinwerfer amputiert wurden. Beide Grills wurden übereinander geklebt, daneben die senkrecht stehenden, abgetrennten Scheinwerfer implantiert, die nun frei in ihren Höhlen stehen – just like Virgil Exner´s legendäre ´61er Imperial Frontscheinwerfer, nur senkrecht statt waagrecht!
Das Futura-Heck wurde ebenfalls aufwendig umgebaut, begradigt und mit umgedrehten ´63er Corvette-Stoßstangen von AMT veredelt. Der Kofferraum lässt sich zusammen mit dem Continental-Kit öffnen und legt ein (ebenfalls vergoldetes) Reserverad frei. Darüber hinaus wurde der Kofferraum mit Teppich ausgelegt. Die Rücklichter ergaben sich durch das Ausfüllen der verlängerten Heckflossen mit transparentem Plastik, eingefärbt mit roter Glasmalfarbe.
Das „Bubbletop“ stammt aus einem antiken „Revell Parts Pack“ und wurde halbiert, um einen „Carson Top“-Effekt zu erzielen. Die goldene Riffelfolie für den Sidetrim der Heckflossen spendierte eine schwarze „John Players“- Zigarettenschachtel – lange vor dem Rauchverbot und obwohl der Erbauer des Modells militanter Nichtraucher ist!
Wie bereits erwähnt, war einer der aufwendigsten (und teuersten!) Gimmicks des gesamten Gespanns die Goldplatierung sämtlicher Chromteile. Eben diese Aktion hätte beinahe noch den ganzen Zeitplan über den Haufen geworfen, denn das Modell musste ja zu einem feststehenden Termin fertig gestellt sein. Die Lackierung des Fahrzeugs und des Bootes erfolgte in einem Perlmuttweiß von BMW, kombiniert mit „Rallye Gold“ aus der Spraydose.
Boot, Anhänger und Präsentationsplatte
Das Boot und der Anhänger entstanden weitgehend unverändert aus dem Revell-Bausatz des „Hemi Hydro“-Powerboots. Das Vorderdeck der „Miss Hemi“ wurde allerdings mit einer hauchdünnen Holzfolie belegt, wie sie sich zum Frischhalten von Zigarren in deren Metallröhrchen findet (Aufgemerkt: Schon wieder liefern die allseits verpönten Raucher wertvolles Zubehör!). Korrespondierend mit der Zugmaschine erhielt auch der Anhänger die Räder des ´58er T-Bird, natürlich ebenfalls mit vergoldeten Radkappen.
Als passende Präsentationsplatte für dieses außergewöhnliche Modell dient eine Spiegelplatte mit solidem Holzrahmen, das Ganze abgedeckt durch eine Acrylglashaube. Und als Tüpfelchen auf dem „i“ fand sich vor einiger Zeit auf einer Modellauto-Börse das passender „Schuco Piccolo“-Modell: Ein vergoldeter 1950er Buick mit Bootsanhänger und aufgelegtem Rennboot. So stehen Groß und Klein einträchtig nebeneinander in der „Golden Holiday“- Vitrine und sind immer wieder ein phantastischer Hingucker!
In diesem Sinne: A Perfect Golden Holiday Season!!!
Modellentwurf, Ausführung und Text: Günther Eberhardt, München
Bilder. Gerhard Hoffmann, Bachmehring
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Robert (Sonntag, 09 August 2020 19:23)
Günther, große Customkunst! Ein Wahnsinnsteil wie es nur unser Custom-King of 1:25 hinbekommt. Da bekommt man gleich Lust, es nachzumachen. Wenn nicht 1:1 kopiert, dann aber so ähnlich, siehe "Voodoo Sahara". Danke Günther, dass Du mich mit deinem Custom-Virus angesteckt hast! Wenn mein jetztiges Projekt mal fertig wird, kommt wohl erst der "Three-finned-Chrysler dran, gell Gerhard... Dann sehen wir weiter...
rainer (Dienstag, 11 August 2020 14:33)
Aber ja doch!
Aus drei mach zwei .... und denk dir was dabei. Wieder hat der übermächtige Customer vom G.O.-Bogen zugeschlagen. Der Golden Holiday markiert die Latte nochmal höher.
Günther, ohne Dich wär's ....fad.
Oliver Löbert (Mittwoch, 12 August 2020 15:33)
Gold... eine logische Steigerung von Chrom... darauf muss man erstmal kommen im Custombau. Hier wurde alle Stilmitteln die der Custombau zu bieten hat bedient.
Extreme Formen, extreme Farbgebung und ein extreme Kombination aus drei Bausätzen. Mehr geht nicht und für mich ist hier die oberste Stufe des Custombaus erreicht. Ich wüsste nicht wo hier noch eine Steigerung möglich wäre ohne das man ins Geschmacklose und ins völlig Übertriebene abrutschen würde. King of Custom Günther hat wieder mal abgeliefert! Sagenhaft!!!
Christian (Donnerstag, 13 August 2020 18:48)
Tolle Idee und wilde Umsetzung, super. Schon allein die Anhängerkupplung ist eine Skulptur.
Erinnert mich daran, daß ich ein jugendsündengebautes Hemi Hyro mit Anhänger unter den Restaurationskandidaten rumliegen habe. Für meinen JoHan Chrysler 300 im höhergelegten Off-Road-Look doch eine Ergänzung? Solche Gespanne haben ja Tradition als Dreamcars: https://www.macsmotorcitygarage.com/california-dreaming-the-1965-chevrolet-surfer-i/
Gratuliere zu dem Supercustom, herzliche Grüße, Christian
Gerhard (Sonntag, 16 August 2020 13:35)
Einige Ergänzungen, die im Eifer der Veröffentlichung untergegangen sind, sollen die Einmaligkeit dieses Gespanns noch unterstreichen: Die Anregungen zum Bau des Modells stammten von keinem Geringeren als George Barris, dessen "Golden Sahara" als Vorbild diente. Die ´59er Cadillac-Kühlergrills wurden von hinten aufgefräst, so dass nur noch die schmalen Stege stehen blieben. Dabei darf nicht der kleinste Fehler passieren, sonst ist das Teil unrettbar verloren!
Die Motorhaube entstand komplett scratch aus Plastiksheet, um sich an die veränderte Front anpassen zu lassen. Und nicht zuletzt handelt es sich bei allen Goldteilen nicht wie im Text fälschlicherweise vermerkt, um eine Platierung, sondern um eine 24-Karat-Vergoldung. Damit steigt nicht nur der ideelle, sondern auch der materielle Wert dieses Einzelstücks in´s Unermessliche!
Christian (Mittwoch, 19 August 2020 22:34)
Echt wertvoll, vom Material her und vor allem die filigrane Verarbeitung, Respekt, hohe Kunst. Golden Sahara ist natürlich bekannt, aber die eigene Interpretation solcher Inspirationen ist natürlich viel interessanter als es ein „einfacher“ Nachbau wäre. Glückliches Geburtstagskind.