Art Deco Bugatti Royale

Weitere Art Deco-Modelle von Siegfried Hagen auf der Basis des Bugatti Royale-Kits von Bandai im Maßstab 1:16

 

The Show must go on!

 

THE SHOW MUST GO ON ! 

Aufmerksame Leser dieser Modellbau-Website werden die beiden Eigenbauten „Woodgatti“ und „Blackgatti“ in der Rubrik „Specialities“ längst kennen und bewundert haben. Anstelle der ursprünglich geplanten „Bugatti-Trilogie“ sind es acht Jahre später bereits elf (!!!) Modelle geworden, so dass es an der Zeit ist, die „Neuen“ in loser Folge vorzustellen.

Der Basis-Bausatz oder: Wie alles begann

Das erbärmliche Wrack eines ungeschickt zum Cabriolet umgebauten Bugatti Royale-Bausatzes von Bandai im Maßstab 1:16 darf als Initialzündung zum Bau des ersten Modells dieser Reihe, dem „Woodgatti“, gelten. Siegfried Hagen, der bereits vorher phantastische Dioramen und Einzelmodelle im Maßstab 1:25 gebaut hatte, nahm damit nach längerer Abstinenz den Modellbau wieder auf – noch ohne zu ahnen, was er damit für eine Lawine lostrat und was er für Kunstwerke im Laufe der nächsten Jahre schaffen würde!

 

Dieser erste Woodgatti war im Prinzip wie alle seine Nachfolger eine Verbindung des von Siegfried Hagen schon früher praktizierten Schiffsmodellbaus mit dem Bau eines Automodells. Einzelheiten zu dieser höchst aufwendigen Bauweise finden sich in den Berichten zum „Woodgatti“ und zum „Blackgatti“, so dass sie bei den folgenden Modellen nicht mehr eigens erwähnt werden müssen.

 

Jedem einzelnen Modell liegt ein bestimmtes Thema zugrunde, das sich in der Gestaltung, der Farbgebung und dem Zubehör wiederfindet. Sie alle sind außerdem in der großartigen Tradition eines Franay oder Saoutschik gestaltet, einer Periode, die ohne Zweifel die schönsten Karosserieformen aller Zeiten hervorgebracht hat. Siegfried Hagen, der aus dem idyllischen Städtchen Traismauer in Niederösterreich stammt, gelingt es wie keinem zweiten, diese komplexen Formen in ihrer ganzen Schönheit stimmig nachzuvollziehen, ohne sie dabei nur zu kopieren. 


Schon der Basis-Bausatz, der Bugatti Royale Type 41 Coupe de Ville vom längst verblichenen japanischen Hersteller Bandai im Maßstab 1:16 zählt in Bezug auf seine Ausführung und die Detaillierung zu den Meisterwerken des Plastikmodellbaus. Leider stammt der Kit bereits aus den ´70er Jahren und wurde in den ´90ern nur ganz kurz noch einmal wieder aufgelegt, so dass es zunehmend Probleme bereitet, noch ein brauchbares Exemplar zu einem vertretbaren Preis zu ergattern. Aber auch solche Glücksfälle gibt es immer wieder, so dass weiteren Kunstwerken aus den begnadeten Händen von Siegfried Hagen nichts mehr im Wege stehen dürfte.

 

Der Bugatti „Belle Vue“

Wie beim in dieser Rubrik ebenfalls vorgestellten „Caddylegger“ mit dem „Bootlegger“-Rennboot handelt es sich beim Bugatti „Belle vue“ um zwei ganz eigenständige Modelle, die trotzdem eine perfekte Kombination bilden. Die dahinter stehende Idee war ein Motorhome vom Schlage eines Airstreamers, umgesetzt in den Art Deco-Stil der ´30er Jahre mit einem dazu passenden „Zugfahrzeug“ als Eigenbau auf Bugatti Royale-Basis.

Das „Belle vue“-Auto nimmt die Maße, die Grundproportionen und einige Gestaltungs-Elemente des „Blackgatti“ erneut auf, ist aber als „Drophead“- Coupe mit einem extrem kurzen, stark gewölbten Dach konzipiert. Auch die vorne und hinten spitz zulaufenden Kotflügel, die im Gegensatz zum „Blackgatti“ die Räder eng umfassende Radausschnitte aufweisen sowie die Anordnung der Scheinwerfer zeigen eine deutliche Weiterentwicklung der Formensprache. 

Besonders das Heck dieses Fahrzeugs verdient eine eingehende Betrachtung. In das spitz zulaufende Bootsheck ist zum Einen die für das Aufsatteln des Wohnanhängers notwendige Sattelkupplung integriert, zum anderen stehen für Solofahrten zwei die elegante Form des Hecks betonende Kofferraumdeckel zur Wahl: ein glatter, in der Wagenfarbe lackierter und ein zweiter mit einer in Holzoptik gehaltenen Reserverad-Ausformung. 



Der Art Deco-Wohnanhänger des „Belle vue“ ist ein Meisterwerk für sich. Einerseits imponiert er schon durch seine schiere Größe und die zum Stil passenden Fenster, andererseits weist er jede Menge sorgfältig ausgeführter und teilweise verblüffender Details auf. So ist das Dach abnehmbar, um den Blick auf die detaillierte Innenausstattung freizugeben, und der Eintritt ins Innere erfolgt durch eine wie eine Rampe nach unten klappende Tür auf der linken Seite. Hier befindet sich auch eine ausfahrbare, blau gestreifte Markise, die als Sonnenschutz dient und unter der es sich die Gäste auf ebenfalls blau gestreiften Liegestühlen an einem Klapptisch gemütlich machen können.


Doch damit nicht genug. Auf der rechten Seite sorgt ein mitsamt den Rädern und dem Kotflügel ausfahrbarer Alkoven dafür, dass im Innenraum des Wohnanhängers bei Bedarf mehr Platz entsteht. Im großzügig verglasten Frontbereich, dessen vorderen Abschluss ein originaler Bugatti-Kühlergrill bildet, befindet sich eine „Chill-Area“, die mit weißen Ledersofas ausgestattet ist. Das spitz zulaufende Heck mündet in einer Art Veranda, begrenzt durch ein Jugendstil-Geländer, auf dessen Boden das Bugatti-Logo als Intarsienarbeit zu finden ist.


Soweit nur einige der zahllosen Details des „Belle vue“ Zugfahrzeugs und Anhängers. Reichten beim „Woodgatti“ noch ca, 250 Stunden als Arbeitszeit, waren es beim „Blackgatti“ schon über 700 – der „Belle vue“ schlägt sie jedoch alle mit über zwei Jahren und 1168 Stunden Bauzeit! 

 

Der Bugatti „Batgatti“

Der Bugatti „Batgatti“ trägt seinen Namen in Anlehnung an das Batmobil aus den Batman-Filmen der ´60er Jahre, wobei sich auch stilistische Einflüsse der Alfa Romeo „Bat“-Showcars aus den ´50er Jahren nicht verleugnen lassen. Obwohl auch der „Batgatti“ wie alle anderen Modelle von Siegfried Hagen bis auf wenige grundlegende Teile des Royale-Bausatzes von Bandai (Rahmen, Teile des Chassis´, Räder, Motor) in der bekannten Holzbauweise entstand, markiert er doch den Übergang von der teils noch sichtbaren Holzstruktur zur hoch glänzenden Ganzlackierung.

Natürlich verblüfft auch der „Batgatti“ durch zahlreiche phantasievolle und handwerklich perfekt ausgeführte Details. So sind die schwungvoll gestalteten Kotflügel diesmal nicht verschlossen, sondern erlauben einen Blick auf die eleganten Speichenräder durch kreisrunde Öffnungen. Ausnahmsweise steht dieses Modell nicht auf den Bugati Royale-Rädern von Bandai, sondern auf verchromten Speichenrädern mit Weißwandreifen aus dem Bausatz des 1933er Cadillac V-16 Town Cars von Gakken, ebenfalls im Maßstab 1:16.


Die kreisrunden Öffnungen in den Kotflügeln lassen sich durch exakt eingepasste Scheiben in Wagenfarbe, die verchromte Flösschen tragen, verschließen, um die klare Seitenlinie des Modells noch prägnanter zur Geltung zu bringen. Diese kleinen seitlichen Flösschen korrespondieren mit den scheinbar bis in den Himmel ragenden Heckflossen, die sich zudem über dem spitz zulaufenden Heck nach innen wölben. Eine dritte Flosse nach Art des Bugatti „Atlantic“ beginnt bereits auf der Motorhaube, zieht sich über die Windschutzscheibe und das Dach und mündet in einer gigantischen Mittelflosse auf den Heck. 

Der „Batgatti“ verfügt über zwei optionale Motorhauben, von denen die eine weit nach vorne vorspringt und einen rechteckigen, geteilten Kühlergrill sowie die verchromten Scheinwerfer aufweist. Die zweite Haube ist insgesamt kürzer, trägt einen stilisierten Bugatti-Grill und beherbergt die Scheinwerfer unter zwei rechts und links angeordneten „Tragflächen“. Bemerkenswert auch das Türsystem des „Batgatti“: Die Türen klappen an Scharnieren nach unten auf und geben so den gesamten Türausschnitt für einen bequemen Einstieg frei. Einziger Wermutstropfen dabei: Man muss mit den dreckigen Schuhen auf die Innenverkleidung steigen, um in das Fahrzeug zu gelangen. Wahre Schönheit muss eben leiden und Siegfried Hagens Traumautos sind sicher nicht dazu gemacht, praktisch zu sein! 


 

Der Bugatti „eXtremegatti“

Das bislang kompromissloseste und extremste Modell aus Siegfried Hagens Traumauto-Werkstatt ist der „eXtremegatti“. Hier erinnert absolut nichts mehr an die Basis des Bugatti Royale, ja sogar die Farbgebung orientiert sich mehr an einem Tarnkappen-Bomber als an einem Art Deco-Fahrzeug. Als GestaltungsVorbild lässt sich zumindest im Heckbereich die Form eines Katamarans erkennen, dessen Schwimmkörper wie hier die Räder an separaten Auslegern untergebracht sind. 

Es spricht für die überbordende Phantasie und die Vielseitigkeit seines Erbauers, dass sich der „eXtremegatti“ von allen bis dahin verwendeten Schemata löst. Interessanterweise erhalten alle anderen Modelle auf Ausstellungen von ihren Betrachtern ein weitaus größeres Feedback als dieses dunkelgrau-matt lackierte Monster, das offensichtlich alle Maßstäbe sprengt und viele damit überfordert (O-ton Siegfried Hagen: “Noch nie dagewesen -vielleicht ist er manchem doch ein bisschen To Much?“). 


Wie auch immer, natürlich imponiert auch dieses Modell – fast mehr als die anderen – mit zahlreichen unkonventionellen Lösungen. So soll beispielsweise der Einstieg von hinten durch das nach oben verschiebbare Heckfenster (funktionsfähig!) erfolgen, was eine gewisse Gelenkigkeit voraussetzt. Erstmals ist in einem Modell dieser Serie eine LED-Beleuchtung verbaut, die schmale Scheinwerfer in den vorderen Kotflügeln und rote Rücklichter in den Ausläufern der Heckfinnen zum Strahlen bringt – bei Nacht ein beeindruckendes Erlebnis!

Für jedes einzelne der genannten Modelle hat Siegfried Hagen zudem eine Präsentationsplatte entwickelt, deren phantasievolle Gestaltung den Modellen in nichts nachsteht. So steht der „Belle vue“ auf einer Glasplatte über einem mit Sand und kleinen Steinen gefüllten Sockel und der „eXtremegatti“ auf einer mit seinem Schriftzug versehenen Plexiglasplatte. Ein ebenfalls überaus kreativer Modellbau-Freund, Michael Diehl aus Mörfelden, hat außerdem die passenden Bausatzschachteln, ebenfalls im Maßstab 1:16, beigesteuert. Man sieht also: dem Einfallsreichtum dieser Meister ihres Fachs sind keine Grenzen gesetzt – die nächsten Modelle aus dem Hause Hagen, die wir an dieser Stelle vorstellen werden, treten für diese Behauptung den unwiderlegbaren Beweis an! 


 

To be continued – The Show Must Go On!!! 

Entwurf und Bau der Modelle: Siegfried Hagen, Traismauer/Niederösterreich

Bausatzschachteln: Michael Diehl, Mörfelden

Text und Bilder: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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Kommentare: 2
  • #1

    Günther (Sonntag, 28 Juni 2020 19:27)

    Art Deco vom Allerfeinsten. Der neueste Knaller von der `Lichtgestalt` ist auch schon fertig und Ich durfte schon Bilder sehen. Meiner Meinung nach hat er es tatsächlich geschafft dem ganzen
    hier gezeigten, nochmals die Krone aufzusetzen. Und alle gehören dem "Guru" und sind somit nicht in alle Winde verstreut was die Sache noch einzigartiger macht.
    Sigi for President !!!

  • #2

    rainer (Montag, 29 Juni 2020 10:37)

    PHANTASTISCHE GRENZENLOSIGKEIT !
    Da staunt der Laie (sowieso) und der Fachmann kann sich nicht einmal mehr wundern. Die GATTI's sind handwerklich tadellos, ebenso das Finish. Uneingeschränkter Respekt.
    Ansonsten: Bizarr ist untertrieben.
    Sigi ein glücklicher, östereichischer Bootsbauer ! Felix Austria