1967 Lotus Elan S3
"Mrs Peel, wir werden gebraucht"
Gunze Sangyo, Maßstab 1:25
Jedes Mal wenn der – selbstverständlich nach James Bond - beste britische Geheimagent John Steed diese Worte seiner Kollegin Emma Peel am Anfang der 60er Jahre Kultserie „Mit Schirm, Charme und Melone“ (The Avengers) auf
originelle Weise mitteteilte, wusste der der regelmäßig gespannt vor dem Bildschirm wartende Zuschauer, dass höchstwahrscheinlich wieder einmal eine (meist) männliche Leiche aufgefunden wurde, welche auf mysteriöse und bizarre Weise ins Jenseits befördert wurde.
Ob von vermeintlichen Außerirdischen mittels Laserstrahlen zu Tode gebleicht, von Roboterhänden zerschmettert oder von wild gemachten Stubentigern „zerfetzt“ – immer wurden die Schurken am Ende von dem smarten Agentenduo geistreich, stilvoll und mit einem Schuss typisch britischem Humor nach dem obligatorischen Schlusskampf zur Strecke gebracht.
Bei der Jagd nach den Übeltätern stand der bei uns auch als „Karate-Emma“ bekannten Emma Peel ein metallic blauer Lotus Elan – ab der 2. Stafel, die 1967 erstmals in Farbe gedreht wurde – in der Ausführung S3 zur Seite.
Klein, leicht, schnell, ausgezeichnetes Handling und Straßenlage, gepaart mit hohem Fahrkomfort, machten den ab 1962 gebauten Roadster ideal für die Verbrecherjagd.
Obwohl er nicht an die Fahrleistungen eines Jaguar E-Typs oder AC Cobra heranreichte, brauchte die charmante und schlagfertige Mitarbeiterin des Secret Service auf den mit elektrischen Fensterhebern, Teppichen im Fußraum, Holzarmaturenbrett und Klappscheinwerfern ausgestatteten Elan nicht auf Komfort zu verzichten.
Der mit einem 105 bzw. später 128 PS starken 1,6 Liter Motor ausgestattete Roadster beschleunigte in knapp 7 Sekunden von 0 auf 100 Km/h. Tapfere Fahrer sollen damit sogar Tempo 190 geschafft haben. Emma Peel, die ja meist offen fuhr, gehörte mit Sicherheit dazu.
Dass das zeitlose Design und die ausgewogenen Fahreigenschaften viele Jahre später immer noch sehr gefragt waren, beweist der nunmehr vor 30 Jahren erschienene und mittlerweile in mehr als 500000 Exemplaren gebaute Mazda MX-5. Der Japan-Roadster wirkt wie eine konsequente Weiterentwicklung des Lotus Elans, dessen Bau Mitte der 70´iger Jahre nach rund 15000 Exemplaren mit dem Niedergang der einst so erfolgreichen britischen Autoindustrie eingestellt wurde.
Das Fahrzeug:
Der Lotus Elan ist in 2 verschiedenen Versionen erschienen. Einmal als High-Tech Modell mit vielen Fotoätzteilen für Motor und Fahrwerk und die hier gezeigte Version, die – welch Segen für „normale“ Modellbauer - ohne diese Teile auskommt. Die Sitze, Mittelkonsole, Verdeck, Türverkleidungen und die Umrandung der Frontscheibe liegen, wie auch bei den anderen Modellen aus dieser Serie (z. B. beim Karman Ghia), anstatt aus Plastik nur als Gummiteile bei.
Das vom japanischen Hersteller Gunze Sangyo verwendete Plastik reagiert bekanntlicherweise sehr stark auf Autolacke und dergleichen; selbst eine Grundierung mit Tamiya Lack hilft hier nicht weiter.
Aus diesem Grund wurde ein auf Wasserbasis angemischter, dem Original nahe kommender metallic blauer Farbton zum Lackieren verwendet. Leider ist dieser sehr empfindlich und musste mehrmals wieder entfernt und wiederholt werden. Den notwendigen Abbeiz- und Schleifarbeiten fiel dann unglücklicherweise auch der LOTUS-Schriftzug am Kofferraumdeckel zum Opfer, dafür wurde mittig aber das Lotus-Logo angebracht, das dem Bausatz zweimal als Decal beilag
Die seitlichen Blinker entsprachen nicht der in der Serie verwendeten, daher wurden an den Stellen zwischen Tür und Radausschnitt Löcher gebohrt und jeweils ein passendes Chromteil von einem Diecast-Modell eingebaut und nach der Lackierung mit Klarlack ein Glasteil angedeutet.
Die im Bausatz fehlende Zierleiste unterhalb der Türen und die im Oberteil der Frontstoßstange hab ich auch weggelassen. In der Serie sind die dran am Lotus, aber es gab den auch ohne und so gefiel mir das auch besser.
Das Decal für das Holzarmaturenbrett hat mehr Spielzeugcharakter und wurde bis auf die von hinten angebrachten vier Rundanzeigen auch nicht verwendet. Für die diversen Schalter am Armaturenbrett fanden wiederrum die bewährten Stecknadelköpfe Verwendung und den Fußraum hab ich mit schwarzer d-c-fix Folie ausgekleidet.
Aufgrund der doch sehr überschaubaren Anzahl der Teile und der sehr guten Passgenaugigkeit stellt der Zusammenbau des Roadsters keine große Herausforderung dar.
Einzig das Anbringen der um die gebogene Frontscheibe verlaufenden und nicht optimal passenden Gummiumrandung stellte sich als schwierig heraus und wurde mit Hilfe durch vorsichtigen Einsatz von Sekundenkleber stückweise angeklebt. Aber noch problematischer war die Verchromung der Umrandung, da die BMF auf dem Gummi mehr schlecht als recht hält und man hinterher beim Schneiden auf dem weichen Gummi höllisch aufpassen muss, diesen nicht zu beschädigen. Wegen der schon erwähnten schlechten Haftung der BMF musste diese anschließend noch mit Klarlack fixiert werden. Der sehr dünne Rahmen um die Seitenscheiben machte jedoch eine Verchromung mit BMF unmöglich, deswegen wurde dieser freihändig mit dem Molotow Stift angemalt.
Abschließend mussten leider noch ein paar Stellen an der Karosserie mit dem Pinsel ausgebessert werden, da der wie bereits erwähnt doch recht empfindliche Lack an einigen Stellen etwas abgerieben war. Aber bei einem für das britische Empire täglich im harten Einsatz stehenden Fahrzeug bleiben Kampfspuren nun mal nicht aus.
Die Figuren:
Oberkörper, Arme und Kopf von Emma Peel mit der charakteristischen 60`iger Jahre Frisur entstand aus der „Eva“-Nackedei Serie von Preiser, von der Hüfte aus abwärts wurden Teile einer Figur aus der Tamiya-Serie „Campus Friends“ verwendet. Der Gürtel entstand aus einem Stück Haushalts-Alufolie, die Gürtelschließe und der kleine Reißverschlussgriff aus den Steuerhörnern aus dem 1:72er Flugzeugbereich.
Der Kampfanzug von Emma, der in den 60´iger Jahren Kultstatus erreichte und aufgrund der unheimlich starken Nachfrage als eigene Modelinie kurzzeitig unter der Bezeichnung „Emmapeeler“ aufgelegt wurde, war in der Serie bis auf wenige Ausnahmen immer blau.
Die Gestaltung des Gürtels und der Streifen war aber unterschiedlich, neben dem hier verwendeten rosafarbenen (Vorbild war der aus dem Teil „Vorsicht Raubkatzen“) wären auch goldgelb, weiß oder silber möglich gewesen.
Auf Anregung vom Günter hab ich dann auch noch einen John Steed dazu gesellt. Die Schwierigkeit bestand diesmal nicht bei der Gestaltung der Figur, sondern darin eine mit Anzug zu finden, die in der Größe auch zur Emma Peel passt. Gottseidank entdeckte ich noch eine Resin Figur, die die Kriterien einigermaßen erfüllte.
Lediglich die für Steed unverzichtbare Melone musste aus einem Lampentopf vom Fundus und einer aus Evergreen Plastik bestehenden Hutkrempe gefertigt werden. Das Schirmchen über dem Arm, ohne das John Steed niemals das Haus verlassen würde, entstand ebenfalls aus Restplastikteilen und der schwarze Stoff wurde wiederum mit Haushalts Alufolie imitiert. Beim Anzug hat man hingegen die freie Auswahl, was die Farbgebung betrifft.
Der aus der Masse der englischen Gentleman sogar noch herausragende John Steed hatte selbstverständlich zahlreiche der nur von den besten Londoner Schneider angefertigten Designerstücke im Schrank hängen.
Die Grundplatte ist allerdings nicht von mir; habe diese vor vielen Jahren einmal preisgünstig von einem Dioramen Bastler auf der GMC in Nürnberg erworben.
Danksagung:
Mein allerherzlichster Dank geht an den „Guru“ Gerhard, ohne dessen großzügiger Spende des mittlerweile superseltenen Bausatzes der Bau des mir als großer Fan der Serie sehr am Herzen gelegenen Lotus nicht möglich gewesen wäre – und an Peter Gast, der mir die korrekten Nummernschilder am Computer gemacht und passend ausgedruckt hat.
Modell, Figuren und Text: Reinhold Schmidt, Fürth
Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg
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ChV (Donnerstag, 17 Oktober 2019 18:43)
Absolut cool, das Frauenbild meiner Generation wurde von Mrs. Peel stark mitgeprägt. Und wer wollte noch wie Cary Grant sein, nein John Steed war das Vorbild. Und Mrs. Peel steht daher weit über James Bond, zumindest bei mir. Fehlt nur noch der Bentley, aber das ist unbescheiden.
Danke für die Hommage von einem Fan der ersten Stunde, der sich mit dem Corgi-Set in der Vitrine begnügen muß.
Herzliche Grüße, Christian
Gerhard (Sonntag, 20 Oktober 2019 23:41)
Siehst Du Reinhold, ich wusste doch genau, dass Du so ein Prachtstück mit auch für mich historisch eminent wichtigem Bezug aus dem Gunze-Lotus machen würdest - so fiel es mir leicht, diesen Kit abzugeben. Als Ami-verseuchter Chrom-Fanatiker hätte ich allerdings nicht auf die Zierleiste unter der Tür verzichtet, aber dafür würde ich es nie schaffen, zwei so authentisch wirkende Figuren auf die Beine zu stellen - Kompliment, das war wieder mal ganze Arbeit!!!
rainer (Donnerstag, 24 Oktober 2019 16:31)
sehr schöne, gelungene Abwechslung zu den Straßenkreuzern.
sauber gebauter Lotus -- und absolut Spitze die Figuren. Auch die verschiedenen Fotos sind einfach toll.
Respekt, und bitte weiter so.
herzliche Grüße
Reinhold (Freitag, 25 Oktober 2019 08:43)
Herzlichen Dank für die positiven Kommentare. In vielen Fernsehserien der 60´iger bis in die 80´iger Jahre fuhren Autos der Helden unserer Kindheit (bzw. Jugendzeit) herum - und dabei mein ich nicht nur die Ami-Serien. In der Avenger-Staffel von 1968 zum Beispiel fuhr Emmas Nachfolgerin Tara King zeitweise ein Maroon AC 428 Cabrio in dunkel rot metallic - meiner (bescheidenen) Meinung nach eines der schönsten britischen Autos, das je gebaut wurde. Bei Steed´s Bentley gäbe es ein Problem. Allein in der Farbstaffel mit Emma Peel fuhr er 3 verschiedene von 1926 bis 1928. Hierfür existiert sogar eine Internetseite - unter "cars of the avengers tv Serie" kann man das nachsehen. Das einzige Modell in 1:24, das man dafür hernehmen könnte, wäre der Bentley Blower 1930 von Revell bzw. von Heller. Allerdings wären da umfangreiche Modifikationen nötig und am Ende hätte man doch nicht das korrekte Modell aus der Serie. Aber vielleicht möchte es doch mal jemand versuchen..?