Neuschwanstein Rod
Da Kini und sein Neuschwanstein Rod
Hot-Rod Eigenbau, maßstab 1:25
Die Idee zum Neuschwansteinrod kam mir, als ich vom innovationsbegeisterten König Ludwig II. las, was er alles für Ideen entwickelt hatte.
Vom Wintergarten auf der Münchener Residenz mit der Seilbahn über den Max Josefs Platz.
Vom Luftschiff, das die Form eines American Footballs gehabt hätte, das er sich von einem Schmied im Oberland bauen lassen wollte, der bereits einen konkreten Auftrag von Ihm hatte und mit dem Bau begann.
Sowie mit der Gondel in Schwanengestalt, in der er sich von einem Diener per Seilwinde über den See in seiner Grotte in Schloß Linderhof ziehen lies.
Er war auch der Erste, der eine elektrische Batteriebeleuchtung an seinem Pferdeschlitten hatte, mit dem er im Winter durch die verschneiten Wälder unserer schönen Heimat fuhr.
Was wäre gewesen, wenn er einen gescheiten Motor zur Verfügung gehabt hätte ?
Also machte ich mir ca. 150 Jahre später Gedanken und versuchte diesen, im korrekten Maßstab, Ausdruck zu verleihen! Das Technische Konzept sah eine Lösung im Stil der "Raiders Coach" vor, eine Zweimotorige Zugeinheit mit aufgesatteltem Schwan, von dem aus das ganze elektro-hydraulisch gesteuert wird.
Die Material-Beschaffungsschwierigkeiten waren enorm! Es gibt einen Rod, von dem ich einmal ein Bild sah, der wird von vier über eine mechanische Deichselanlage synchronisierten Motorrädern gezogen, auf jedem Bike ist ein Karusselpferd montiert und hinten hängt ein römischer Kampfwagen.
Das Ding heißt "the Gladiator". Ungefähr gleiches Konzept
Von der Firma Raiher fand ich in der Bastel- und Deko Abteilung vom Baumarkt kleine Schwäne. Die sollten neben zwei, im Tandem angeordneten Chrysler Hemi V8 plaziert, als Zugtiere dienen. Das Grundgerüst spendete ein verkürzter "To Much" Dragster von AMT.
Die Motoren sind vom Dragster Kurzstreckenbetrieb auf normale Wasserkühlung umgebaut. Zudem bekamen sie anstelle der 6/71 Kompressoren jeweils die Hilborn Injektion aus dem 55 `Chevy Nomad implantiert.
Die Wasserausgleichsbehälter sind von einer Raiderscoach übriggeblieben, die ihre Motoren an den "Angeltruck" weiterreichte. Siehe Rubrik "Trucks" einige Mausklicks weiter!
Die Kühler reiften im Ersatzteilzimmer und die Ventilatoren dienten einem 1:18er Ferrari 348tb, der zum Zwecke der Verwertung für verschiedene Projekte erworben wurde und nun, schön portioniert, in den verschiedenen Projekt Durchgangsschachteln seinem weiteren Schicksal entgegendämmert.
Raiher hatte die Produktion der Schwäne eingestellt und ich konnte leider nur noch vier Stück erwerben. König´s fahren aber immer mindestens 6-spännig. also habe ich mir aus Zahnarztsilikon "Impregum F" eine Form gefertigt und aus "Stabilit Express" noch zwei gegossen.
Ein Besuch in einem Münchner Spielzeug Antiqitäten Geschäft förderte ein Modell vom Schloss Neuschwanstein zutage, das für meine Zwecke klein genug war. Als Kühlergrill sollte die Haupteingangstorsektion dienen, die von zwei Türmen flankiert wird. Das Zersägen des Schlosses geriet zu einer schlimmen Aktion, da das Teil aus einer unbekannten Resin-Porzellan-Stein-was weiß ich Masse gegossen wurde.
Die Scheinwerfer Kandelaber gehörten ursprünglich an einen Doyusha Outhouse, der auch portioniert wurde, unter anderem für Liberaces Piano Car, ebenfalls ein paar Klicks entfernt zu besichtigen.
Jetzt wurde es aber erst richtig schlimm!
Der große Gondelschwan!
Ratlosigkeit in allen Lebenslagen!
Der Christian, ( Ihr wisst schon, sitzt in England und sagt meistens: also mach mal, ich will`s sehen ) schickte mir zwei verchromte Schwäne, in der richtigen Größe, ursprünglich als Zuckerdose für 3 - 5,7 Stück Kandiszucker für den 5-o´clock tea und abgespreitztem kleinen Finger.
Einem habe ich den Boden rausgeschnitten und mit Dan Klorix entchromt. der passte ganz gut für zwei Sitze, aber er war mir zu stilisiert.
Ein bischen mehr "Schwan" wäre nicht schlecht dachte ich mir. Ein erneuter Besuch beim Antiken Dealer förderte den perfekten Schwan zutage. Zweck : unbekannt! Nächstes Riesenproblem. Der war aus echtem Porzellan! In der Porzellanklinik in München schickte man mich wieder davon als ich mein Ansinnen vortrug, den Boden rauszuschneiden, die Hälfte der Flügelfedern zu eleminieren und die Öffnung zwischen den Flügeln zu vergrößern. "Damit ruiniere ich mir mindestens 3 Diamantscheiben, kann ich nicht machen!" erzählte mir der Herr Porzellanchirurg und ließ mich mit meinen Sorgen alleine!
Traurig schlich ich durch die kalte Winternacht! Irgendjemand, den ich mit meinen Sorgen belästigte. gab mir den Tipp: Lass ihn doch im 3-D Druck machen, dann kannst Du den Kunststoff bearbeiten. Und, Hurra! Nach der schmerzlichen Trennung von einer größeren Summe Barem, hatte ich ihn nun in der Hand, meinen Traumschwan!
Ohne Boden und mit immer noch zu viel Fleisch auf den Rippen, da der Innenraum für den Laserscanner nicht bis in den hintersten Winkel zu erfassen war.
Nachdem ich mir meine ehrwürdige Proxxon Bohr-Fräs und was noch alles Maschine endgültig mit dem Viech ruiniert hatte, vollendete die Neue endlich das Werk. Aufwand zum Fräsen und Glätten immer noch ca. 3 1/2 Stunden!
Für den Schwan baute ich ein Gooseneck Fahrgestell zum Aufsatteln auf die Triebeinheit. Die Räder sind Ford T-Model AMT Originalräder, die außer für Stan Laurel und Oliver Hardy T´s keiner braucht, da alle anderen zwingend geroddet werden müssen! Der Dragsterrahmen und das Gooseneck flogen über den großen Teich um bei Chrome-tech USA, wie üblich für Sonnenbrillen-pflicht beim Betrachten zu sorgen.
Die Jaguar E Sitze wurden vom größten noch lebenden Lederapplikationsgenie R. Müller mit Königsblauem Echtleder bezogen. Das Armaturenbrett habe ich einem bereits gefledderten Franklin-Mint Jaguar E entnommen. Es ist rechtsgesteuert, passt aber gut, da der Schwan asymetrisch ist und die etwas breitere Seite sich neben dem Hals rechts befindet und der Fahrer somit bessere Sicht genießt. Am höchsten Punkt vom Gooseneck befindet sich ein Teller oder Podest.
Beim Erwerb vom Schloss (5 Teuro) fing ich auch eine kleine Krone mit bunten Strasssteinen ein. Ich erinnere mich dunkel. dass Franklin Mint vor Urzeiten diese Kronen zum Sammeln verkaufte. Es gab Kronen aller Europäischen Königshäuser. Leider hab ich eine Englische Krone erwischt. Eine Zeit lang dachte ich, ich baue sie trotzdem drauf. Aber auf ein blaublütiges Bayrisches Hochgeschwindigkeits Hightech Fahrzeug passt keine Englische Krone.
Punkt.
Ein Besuch im Souveniershop von Schloß Nymphenburg förderte einen Schlüsselring mit allerlei Krimmskram, darunter eine Wittelsbacher Krone in perfekter Größe aber leider nicht annähernd so schön wie die von Franklin -Mint, zutage. Die muss erstmal reichen, bis ich vielleicht eine bessere kriege. Auf der Krönungskutsche im Marsstall in Nymphenburg ist auch keine echte Edelsteinbesetzte Krone aufs Dach montiert worden.
Im laufe des Entstehungsprozesses gewann immer mehr die Erkenntniss die Oberhand, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Das ganze Ding bräuchte auch noch die passende Bühne, sprich ein Display.
Und der Kini sollte dabeistehn, im korrekten Maßstab! Ja wo gibts denn sowas?
Da hilft wieder nur 3-D Druck. Zunächst aber musste ich erstmal eine Statuette auftreiben. Der Figurenshop in Hallbergmoos hat mich über 4 Monate vertröstet. Als ich IHN dann endlich in den Fingern hielt: Enttäuschung! Das Gesicht sah aus wie von einem Schulbuben. Keine Ähnlichkeit mit den Fotos oder Gemälden von Damals. Der vermutlich chinesische Modelleur hat wahrscheinlich nur einen sehr flüchtigen Blick auf das Foto geworfen.
Nach der neuerlichen Trennung von einer größeren Summe Geriebenem , hatte ich dann einen schneeweißen Abguss, den ich mit Feile, Schleifpapier und Greenputty modellpflegte und die Frisur in Form brachte
Nun ist alles fertig und ich kann mir vorstellen wias war, wann unser Kini damit im schena Bayernland umanand roasen dadat, mit Batamari Beleichtung!
Jetzad wissts ois, Pfiats Eich God und haba de Ehre!
Modell, Text und Bilder: Günther Eberhardt, München
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Robert (Samstag, 02 März 2019 15:40)
Günther, sowas kannst nur Du! Ich glaube, dass es bei Dir irgendwo im Hirnkastl ein von der Medizin noch unentdecktes Eck gibt, in dem diese Kreationen vor sich hin gären und wachsen und dann von Dir in unnachahmlicher Art zu Modell gebracht werden. Schon alleine der Aufwand, den Du mit dem Schwan betrieben hast - ich hätte da schon lange das Handtuch geworfen. Bitte bleib auf diese liebenswürdige Weise verrückt - normal ist langweilig!
Oliver Löbert (Samstag, 02 März 2019 17:24)
Günther.... du spinnst im höchsten Grad... so würde man bei uns sagen aber natürlich im positiven Sinne. Wenn man sich das mal real vorstellt und davon ausgeht das jeder dieser V8 Blöcke so um die 300 PS produziert und der Herr König in dem Bedienteil hinten dran mal einen nervösen Gasfuß hat dann könnte es eventuell sein der künstliche Schwan samt adeligen Inhalt das fliegen lernt... mal ganz abzusehen von dem Höllenlärm den die offenen Ansaugtrichter und die ungedämpften Flammrohre meterhoch feuerspuckend dabei abgeben!
Der durch das fehlende Gewicht auf der Hinterachse dabei entstehende Qualm der endlos durchdrehenden Reifen bis zur Selbstauflösung gibt dem ganzen Spektakel dann den Overkill. Ein Himmelfahrtskommando das Seinesgleichen sucht und den König endgültig unvergesslich machen würde. Wenn er damals die Möglichkeit gehabt hätte... ich glaube er hätte es getan :-) Er schaut jetzt bestimmt ganz argwöhnisch auf dein Modell herunter Günther. Verneigung vor eurer Hot Rod Majestät, Günther der Erste!
ChV (Samstag, 02 März 2019 18:11)
Lieber Günther,
Ein würdiges Projekt, fast so komplex wie das Schloss Neuschwanstein selbst. Gratuliere zur Kunstfertigkeit, aber auch zum Durchhaltevermögen. War aber der Mühe wert und ist echt „Chrome and Fins“, oder vielleicht Chrome and Wings? Ist jedenfalls toll, wenn man seine eigenen Eingebungen und Träume verwirklicht, Kompliment.
Den kennst Du aber auch? https://www.louwmanmuseum.nl/en/Ontdekken/Ontdek-de-collectie/brooke-25-30-hp-swan-car-1910
Den hätt‘ der Kini ja glatt noch erleben können....
Dein beeindruckendes Werk regt mich jedenfalls an, wieder einmal an was Wildes zu denken.
Herzliche Gratulation, Christian
Günther (Samstag, 02 März 2019 18:30)
Danke für die Blumen.
Das Swan-car kenne ich ,Ich glaube es war ein Rolls Royce.Das hat mich aber nicht inspiriert,
sondern der Grottenschwan in Linderhof, wo der arme Diener um sein Leben kurbeln mußte
um Seine Majestät über den See zu ziehen
rainer (Sonntag, 03 März 2019 08:17)
Ja, bist du gelähmt !
Er hat wieder zugeschlagen. Wenn du denkst schlimmer geht's nicht..... Doch, doch, doch.
Bester, 'unmöglicher' Günther, Du hast dich wieder mal übertroffen. Woher nimmst Du nur die schrägen Ideen. Da muss Dich Ludwig II. in einem sehr entspannten Tiefschlaf besucht haben und diese verrückte Eingebung ausgelöst haben.
Wie von Dir nicht anders gewohnt wieder in konsequenter (soll man verbissen sagen?) Art und Weise realisiert. Wir können uns alle nur beglückwünschen, daß es Deine Beiträge gibt. Bin schon gespannt, wie es weitergeht.
schöne Grüße !
Gerhard (Sonntag, 03 März 2019 19:11)
Nach längerer (Zwangs-?) Pause meldet sich Günther wieder mit einem Paukenschlag zurück! Was liegt in unserem schönen Bayernland näher als dem "Kult-Kini" ein Kultmodell zu widmen? Und wer sonst könnte auf diese geniale Idee kommen, sie so schlüssig begründen und derart perfekt umsetzen als der "King of Styrene Doctors" Günther himself? Selbst die vielen unter uns, die solche Ideen nie hätten und/oder sie einfach nicht so zwingend umsetzen könnten, erstarren vor Ehrfurcht und erweisen dem "Kini" und seinem glaubwürdig konstruierten Gefährt nebst dessen Erbauer ihre Hochachtung!