1967 Plymouth Belvedere I Station Wagon
Graue Maus
Resin-Conversion-Kit, Maßstab 1:25
„Ach nee, schon wieder ein langweiliger Kombi“. So oder so ähnlich wird vielleicht der eine oder andere Leser dieser Story reagieren, wenn er diesen Bericht anklickt.
Freunde, es ist nun mal so, dass mein Herz für die US-amerikanischen Station Wagons schlägt und ich ständig im Internet auf der Suche nach Station-Wagon-Bausätzen bin, die ich noch nicht habe und dazu noch bezahlbar sind.
Deshalb war meine Freude riesig, als ich im Sommer letzten Jahres (2017) auf einen Resin-Kit eines 67er Belvedere Kombi gestoßen bin. Der mir völlig unbekannte Kit war für wirklich kleines Geld sofort zu haben und auch schnell geliefert. Wer der Hersteller dieses Bausatzes ist, kann ich nicht sagen, evtl. hat der Anbieter auch die Teile selbst hergestellt.
Die Qualität war auf den ersten Blick recht gut, beim näheren Hinschauen aber sehr nah an R&R. Der Umbau.Kit beinhaltete Body, Interieur mit durchgehender vorderer Sitzbank und den passenden Rücklichtern.
Alles andere musste aus dem Revell GTX Kit geklaut werden, wie z.B. Scheibe, Haube, Armaturenbrett mit Lenkrad, der komplette Chrom und das komplette Fahrwerk mit Motor. Die Räder stammen vom 65er Belvedere von Möbuis, die Seitenfenster sind selbstgemacht.
Nachdem die beiden Ausschlacht-Kits besorgt waren, konnte es losgehen!
Zuerst wurde der gesamte Vorderbau mithilfe heißen Wassers wieder gerade gebogen, da die Kotflügel am oberen Rand stark nach innen geneigt waren. Dass der linke Kotflügel kürzer als der rechte ist, bemerkte ich erst beim Zusammenbau...!
Auch die recht dicken und ungleichmäßigen Dachholme mussten mit viel Dremel-Einsatz halbwegs in Form gebracht werden. Nachdem alles verspachtelt und verschliffen war, kam der Lack dran.
Ich habe mich hier für ein unscheinbares Hellgrau entschieden, da ja die Kombis aus dieser Zeit eher Arbeitstiere denn Showcars waren.
Der Lack stammt wieder aus der Spraydose von Motip und hat wieder sehr gute Ergebnisse gebracht.
Das Grau wurde in drei Schichten aufgetragen, damit ich genug „Futter“ zum Schleifen und Polieren hatte.
Was auch nötig war, denn ich hatte dummerweise den Lack nach dem zweiten Durchgang, kurz poliert um für den finalen Überzug eine perfekte Unterlage zu haben. Blöderweise hat das Polieren die Karosserie dermaßen statisch aufgeladen, dass beim Lackieren der umher fliegende Staub wie von einem Magneten angezogen wurde.
War also nix von wegen perfekter Oberfläche!
Hab´s aber dann doch ganz gut wegbekommen...
Das Bisschen Chrom war schnell erledigt und auch die selbstgemachten Seitenscheiben aus Evergreen-Material waren schnell hergestellt und eingeklebt. Und auch mein „Lieblingsteil“ eines jeden Bausatzes, nämlich die Frontscheibe, die ja aus dem Revell-Kit geklaut wurde, passte perfekt!
So konnte es unverzüglich mit dem Interieur weitergehen.
Das Armaturenbrett vom GTX passte perfekt in die Wanne. Es ist von der Form her identisch mit dem des Belvedere´s, man muss alles nur etwas nüchterner gestalten. Die Lenksäule wurde noch mit dem Automatik-Wählhebel ergänzt, der GTX hat ja Mittelschaltung.
Die beiliegende, vordere Sitzbank musste ich sehr stark in der Höhe reduzieren, auch von der Breite musste ich etwas wegnehmen, sonst hätte die Sitzbank fast am Dach angestoßen. Zum Glück hatte der Resin-Kit die Sitzbank dabei, denn die Einzelsitze vom GTX wären falsch gewesen.
Die Chromleistchen an den Türverkleidungen wurden komplett weggelassen, nur die Fensterkurbeln und Türöffner wurden mit BMF verchromt.
Um dem Auto aber doch wenigstens einen Hauch von Luxus zu gönnen, wurde alles mit Rotmetallic lackiert und der Boden dunkelrot beflockt. Das komplette Interieur passte perfekt unter den Body.
Dafür machte erwartungsgemäß das ebenfalls vom GTX entnommene Fahrwerk wesentlich mehr Arbeit, da es erst nach intensivem Einsatz von Säge, Feile und Kneifzange unter das Auto passen wollte.
So musste ich den Unterbau in drei Teile zersägen und alles mit viel Uhu-Hart so ausrichten, dass das Auto gerade auf den seinen Reifen steht, die vom 65er Belvedere stammen.
Ein Bild vom fertigen Unterboden erspare ich uns, es sieht echt wild aus und würde die ganze Illusion zerstören...
Der Rest, nämlich die Chromteile passten auch prima.
Lediglich an der Heckstoßstange musste etwas getrickst werden, da ja die Stoßstange und die verchromte Heckblende am GTX ein Teil sind, während der Belvedere I komplett auf Lametta an der Heckklappe verzichtet. Ich habe die Blende oberhalb der Stoßstange abgesägt, die Schnittstelle verschliffen und mit BMF nachverchromt – passt perfekt!
So konnte hier mit etwas Arbeit wieder ein völlig unbekanntes Station-Wagon-Modell gebaut werden, das sich perfekt in meine kleine Sammlung einreiht.
Und ihr könnt euch sicher sein: Es ist nicht der letzte...
Modell, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg
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Oliver Löbert (Samstag, 06 Januar 2018 16:58)
Ein excellentes Arbeitstier in mausgrau! So wie die Mehrheit der Fahrzeuge damals auf den Straßen umherfuhren und nicht so wie es uns die Bausatzhersteller immer als Top of the Line anbieten. Und daß das nicht der letzte Kombi von Dir ist das möchte ich auch ganz stark vermuten :-) Es stehen ja noch ca. 100 in der Warteschleife in deiner Glasvitrine.
Reinhold (Montag, 08 Januar 2018 09:57)
Hallo Robert,
ich denk da wie Oli. Eine zu "groovige" Farbe hätte bei dem nicht gepasst (außer Du hättest ihn custom gebaut). Freu mich schon auf die Chevys. Gruß Reinhold
Gerhard (Donnerstag, 11 Januar 2018 20:58)
Alles andere als eine "graue Maus", lieber Robert, eher eine der ganz wertvollen Perlen des Automodellbaus! Wer kennt denn diese Modelle schon, wer weiß überhaupt, dass es abseits des "Mainstreams" von Revell, amt oder Monogram solche Resin-Umbausätze gibt? Deine unglaubliche Spürnase fördert immer wieder neue Kostbarkeiten zutage, und die Art, wie Du sie baust, entspricht exakt dem Zeitgeist der jeweiligen Epoche. Den Stil und das Tempo muss dir erst mal jemand nachmachen...