1956 DeSoto Fireflite

1956 DeSoto Fireflite

 

Barock ´n´ Roll

 

X-EL Promo, Maßstab 1:25


1956! Das Jahr, in dem der Rock ´n´Roll begann, seinen Siegeszug um die Welt zu starten. Was bereits 1954 zögerlich mit Elvis begann, war dann 1956 voll in Fahrt und wurde von solchen Typen wie Chuck Berry, Little Richard, Jerry Lee Lewis, Bill Haley usw. den verzückten Teenies und den entsetzten Eltern lautstark um die Ohren gehauen.

Aber auch in der US-Autobranche, und hier vor allem bei Chrysler, war 1956 das Jahr des Umbruchs beim Design. Denn nun zeigte der Einfluss vom neuen Chrysler-Design-Chef Virgil Exner erste, sichtbare Erfolge: Die Flossen waren da!

Zwar waren die Karossen selbst noch vom Design der frühen 50er Jahre beeinflusst, was vor allem an der Dachpartie sichtbar ist. Aber am Heck blühten bereits herrliche Flossen, die sich trotzdem harmonisch in das noch etwas rundliche Äußere einfügten.

So auch beim 56er DeSoto, der eigentlich ein „beflosstes“ 55er Modell war. Lediglich am Grill verschwanden die für DeSoto bis dahin typischen Zähne und das restliche Chrom-Lametta an den Flanken wurde leicht verändert.

Erhältlich waren die 56er Modelle in zwei Baureihen, nämlich Firedome und Fireflite (was für Namen!). Auswählen konnte die erlauchte Kundschaft zwischen einem Hardtop Coupe und Hardtop Sedan, Convertible, 4dr Sedan und dem neuen, schwarz-gold lackierte Adventurer.

Dem Cabrio wurde außerdem die Ehre zuteil, beim berühmten Indianapolis-Rennen als Pace-Car vorneweg fahren zu dürfen. Von diesem sogenannten Pacesetter gab es eine Sonderauflage von 100 Stück, das zu einem Preis von $3615 zu kaufen war.

Der hier gezeigte Sedan wurde 18207 mal gebaut und kostete bescheidene $3119.

Der Antrieb war ein Standard-V8 mit 255 Pferdchen.


Das gezeigte Modell ist ein X-EL Promo aus den 80er Jahren, in diesem Fall zweifarbig blau gegossen, bzw. lackiert. Da diese Promos meistens nur aus Body, der Bodenplatte, Gläsern und den Chromteilen bestehen, war das Zerlegen des Modells nur Minutensache.


Vor dem Lackieren mussten aber erst unzählige und zum Teil heftige Gießnähte und Unebenheiten verspachtelt und verschliffen werden. Anschließend habe ich wieder weiß mit Tamiya grundiert, was aber auf dem farbigen Plastik erst nach zwei Durchgängen decken wollte.

Da das Auto für mich, selbst durch die Fifties-Brille betrachtet, sehr barock aussieht, musste auch eine extreme und barock wirkende Zeifarb-Lackierung drauf! Ich habe mich deshalb für ein dunkles Flieder-Metallic und Pink entschieden. Eigentlich grenzwertig – auf das Auto passt es aber wie gemacht!


Überzogen wurde dann alles noch mit 2K Klarlack, aber nicht nur der Metallic-Lack, sondern komplett alles, also auch das Pink. Ein paar Staubeinschlüsse wegpoliert und fertig war eine Hochglanz-Spiegellackierung!


Der nächste Schritt war das Einpassen der grün getönten Scheiben. Zuvor habe ich aber noch vorsichtig die vorderen und hinteren Seitenfenster mit dem Dremel herausgeschnitten, da man ja das Interieur sehen sollte!


Leider sind die meisten dieser X-EL Promos ohne Interieur, zum Glück gab es aber von Modelhaus eine Innenausstattung in Resin, die ich mir vor einigen Jahren schon extra für dieses Modell kaufte.

Bestehend aus dem Boden mit dem Rücksitz, der vorderen Sitzbank, den beiden Seitenteilen, dem Armaturenbrett und dem Lenkrad, haben sich diese Teile hervorragend bearbeiten lassen und passten klasse zueinander.

Lackiert habe ich das Interieur in dem gleichen Fliederton wie außen, jetzt aber mit weiß kombiniert. Die Zierleisten, Fensterkurbeln und die meisten Teile des Armaturenträgers wurden mit Chromfolie belegt.

Schwer zugängliche Stellen aber, sowie auch den Hupring am Lenkrad habe ich mit „Molotow Liquid Chrome“ verchromt. Das sind Stifte, die es in verschiedenen Breiten gibt, mit denen man „flüssigen Chrom“ aufmalen kann. Das Ergebnis ist unglaublich, der Glanz fast noch besser als der der Chromfolie und auch relativ abriebfest. Also vorbei die Zeiten, als man Kleinteile immer noch mit Silberfarbe bemalt hat.

Dank an Oli, der die Stifte, wo auch immer, ausgegraben und mir breit grinsend unter die Nase gehalten hat.

Nachdem das etwas in der Breite angepasste Interieur in die Karosserie geklebt war, brauchten nur noch die vorbereiteten Chromteile angebaut und Unterboden mit den Weißwandreifen von unten auf die Zapfen geklebt werden.

So war mit wenig Aufwand ein wunderschönes 50er Jahre-Modell fertig, an dem ich mich gar nicht satt sehen kann.

Und im Hintergrund läuft Little Richard mit „Long Tall Sally“...

Ich liebe es!!!


Modell, Text und Bilder: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg

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Kommentare: 3
  • #1

    Oliver Löbert (Donnerstag, 08 Juni 2017 12:16)

    Ein Traum in Flieder und Rosa! Robert, der ist ein Meisterstück und vor allem der Lack glänzt wie eine Speckschwarte. So muss das sein! Die zu grünen Scheiben sind jetzt der einzige kleine Haken aber das ist egal bei so einem schönen Modell. Beide Daumen hoch!

  • #2

    Gerhard (Donnerstag, 08 Juni 2017 22:47)

    XEL - was immer das auch heißen mag - war eine Abteilung des Bausatz-Produzenten Jo-Han und stellte ab Mitte der ´70er bis in die frühen ´90er Jahre Wiederauflagen alter Jo-Han-Promos her. In der Blütezeit um 1985 waren ca. 35 verschiedene Modelle ausschließlich im Maßstab 1:25 im Programm von XEL, darunter Pretiosen wie der 1958er Oldsmobile, der ´59er Cadillac Fleetwood 60 Special und eben der hier vorgestellte ´56er DeSoto. Viele der frühen XEL-Promos, also bis ca. 1959, besaßen keine Innenausstattungen und kaschierten diesen Mangel mit stark getönten Scheiben.

    In der "Steinzeit" vor Internet, eBay und Paypal - auch das gab es, und da lebten sogar Menschen! - war es nicht ganz einfach, an diese XEL-Modelle zu gelangen, die im Gegensatz zu Jo-Hans "USA Oldies"-Serie nie offiziell nach Deutschland kamen. Bestellt werden musste per Luftpost nach einer zig-mal kopierten Liste, die nichts desto weniger unter den eingefleischten Fans wie pures Gold gehandelt wurde. Die Wartezeiten auf bestellte und im Voraus bezahlte Modelle lag nicht selten im Bereich zwischen einem und zwei Jahren - wenn auch die letzte Hoffnung, jemals noch ein Modell zu erhalten, aufgegeben war, kam eine Lieferung, in der jedoch nur ganz selten die bestellten Fahrzeuge oder Farbkombinationen enthalten waren, sondern meistens ganz andere. Egal, wer damals überhaupt ein XEL-Modell ergatterte, war der glücklichste Mensch auf der Welt - eine Zeit, in der Sammeln und Modelle bauen noch richtige Abenteuer waren!

    Robert, die Farbkombi auf dem ´56er DeSoto ist echt "grenzgenial" - Glückwunsch zu diesem Volltreffer!

  • #3

    Reinhold (Freitag, 09 Juni 2017 09:48)

    Ich kann mich Olli + Gerhard nur anschließen: einfach toll gemacht! Die Farbkombi passt wie "Arsch auf Eimer" (zum Modell/Baujahr). Bin schon auf den 61´Olds F-85 gespannt...