1961 Oldsmobile Super 88

1961er Oldsmobile Super 88


Jo-Han, Maßstab 1:25


UMO – Unknown Model Object

Hand auf´s Herz - selbst Kenner der US Car-Szene müssen bei der Erwähnung des 1961er Oldsmobile Super 88 überlegen: „Wie schaut der denn jetzt wieder genau aus?“.

Das Original


Die General Motors-Fahrzeuge der Jahre 1961/62 können als eine Art „Sandwich“- Jahrgänge betrachtet werden: Die Zeit der üppigen Formen und der großen Heckflossen war definitiv vorbei, das die ´60er Jahre dominierende „Coke Bottle“-Design noch nicht in Sicht. Die Folge waren gerade, im Vergleich zu den späten ´50er Jahren fast als einfallslos zu bezeichnende Formen, deren Wiedererkennungswert relativ gering ist.

Ein GM-Designmerkmal des Jahres 1961 waren die spitz zulaufenden Kotflügelenden – während die Buick-Modelle diese formalen Elemente an den vorderen Kotflügeln zeigten, trugen die Oldsmobiles sie an den hinteren.


Bei den großen Oldsmobiles war 1961 der „Dynamic 88“ das Einstiegsmodell, erhältlich als viertüriger Sedan, viertüriger Hardtop Sedan, zweitüriges Hardtop Coupe, Convertible sowie sechs- oder achtsitziger Station Wagon. Eine Stufe höher war bereits der „Super 88“ angesiedelt, der auf dem gleichen Radstand im Prinzip die selben Karosserie- Varianten in etwas luxuriöserer Ausstattung bot. Als „Top of the line“ fungierte der „98“ mit längerem Radstand, von dem es keinen Station Wagon gab.


Der viertürige Hardtop Sedan der Super 88-Baureihe trug die Zusatzbezeichnung „Holiday“ und kostete 3.405 Dollar. Insgesamt fand dieses Auto 23.272 Käufer, während Oldsmobile im Rezessionsjahr 1961 insgesamt ca. 230.00 (zum Vergleich: 1959 waren es noch 380.000) „Fullsize Cars“ verkaufen konnte. In der Super 88-Serie standen den Käufern zwei 384er V8 Motoren mit jeweils 250 oder 325 PS zur Verfügung, außerdem jede Menge Extras wie elektrische Sitzverstellung, Klimaanlage, automatische Abblendeinrichtung und vieles mehr.


Der Bausatz


Seit 1959 entwickelte Jo-Han aus den Oldsmobile-Werbemodellen im Maßstab 1:25 so genannte „3 in 1“-Bausätze, aus denen wahlweise eine Serien-, eine Custom- oder eine Racing-Version des jeweiligen Modells entstehen konnte. Diese „Annual“-Kits gab es nur ein Jahr, bis sie von der nächsten Modellreihe abgelöst wurden. Entsprechend gering fielen daher auch die seinerzeit verkauften Stückzahlen aus, und da es vom 1961er Oldsmobile nie eine Wiederauflage gab, sind originale, unberührte Bausätze kaum mehr mit Gold aufzuwiegen.


Dabei nimmt der Oldsmobile Super 88-Bausatz von Jo-Han in zweierlei Hinsicht eine Sonderstellung unter den Annuals dieser Zeit ein: Zum ersten bildet das Modell einen der äußerst seltenen Viertürer nach und zum zweiten anstelle der sonst üblichen Luxus- Ausführungen ein vergleichsweise biederes Mittelklasse-Auto. Stets auf der Suche nach solchen Raritäten muss der Modellbauer ohne unbegrenztes Budget in diesem Fall einmal mehr auf einen „Builder“, also ein bereits gebautes und mit viel Glück nicht unrettbar verlorenes Modell zurück greifen.

Das Modell


Über die bei einem Builder auftretenden Probleme wurde im Rahmen dieser Seite schon des öfteren geschrieben. Im Falle des ´61er Olds ging die ursprüngliche Farbe nach einem langen Bad in der Beize erstaunlich gut ab, so dass sich die für Embleme und Schriftzüge so brandgefährlichen Schleifarbeiten in Grenzen halten konnten. Auf die Gefahr hin, dass die Airbrush- und Dosen Fraktion an dieser Stelle vor Empörung laut aufschreit, sei gestanden, dass das Modell (wie wahrscheinlich auch im Jahre 1961!) mit dem Pinsel lackiert wurde. Zur Ehrenrettung sei angemerkt, dass es eine wirklich gelungene Pinsellackierung qualitativ durchaus mit einer Airbrush- oder Dosenlackierung aufnehmen kann.


So weit kam es in diesem Fall allerdings leider nicht. Diverse Staubeinschlüsse und Unebenheiten konnten zwar mit dem legendären „LMG Professional Polishing Kit“ eliminiert oder gemildert werden, letztendlich blieb jedoch eine gewisse Unzufriedenheit mit dem erzielten Ergebnis bestehen.

Die schwerste Krise im Werdegang des Modells kam allerdings, als das originale Scheibenteil beim Versuch, die Innenausstattung mit einigem Nachdruck sauber einzupassen, irreparabel zu Bruch ging. Als Ersatz fand sich zwar das Tiefziehteil eines Resinbausatzes, dessen Passform aber durchaus noch Luft nach oben ließ.


Im Laufe seiner sicher sehr wechselvollen Geschichte (schade, dass diese alten Kits nicht reden können!) kamen dem ´61er Olds sowohl die originalen Radkappen als auch das Lenkrad abhanden. Die Radkappen ließen sich problemlos über Modelhaus beziehen, das Lenkrad stammt jetzt aus einem ´59er Impala von Monogram. Und so lebt er nun wieder, der seltene, alte Olds und stellt mit allen seinen „Imperfections“ irgendwie auch ein echtes Kind seiner Zeit dar!


Modell, Text und Bilder: Gerhard Hoffmann, Bachmehring

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