1960er Plymouth Suburban Sport Wagon, Jo-Han und Dodge Polara Station Wagon, Modelhaus, Maßstab 1:25
Ungleiche Brüder
Kurz bevor die Heckflossen bei General Motors und schließlich auch bei Chrysler endgültig verschwanden, hatten sie noch einmal im wahrsten Sinne des Wortes „Hochkonjunktur“, unter anderem bei den
riesigen Station Wagons von Dodge und Plymouth!
1960 hatte die Chrysler-Gruppe bei immerhin sieben Modellen Station Wagons im Programm: Chrysler bot die sogenannte Town & Country-Reihe an, bei Dodge gab es die Modelle Dart Seneca, Pioneer
und Phoenix sowie in der „Full Size“-Serie den Matador und den Polara als Kombi.
Plymouth brachte den kleinen Valiant als „Compact“-Wagon, während die Full Size-Modelle, basierend auf der Belvedere- bzw. Fury-Karosserie, „Suburban“ hießen. DeSoto hatte 1960 keinen Station Wagon mehr im Programm - die Marke lag ohnehin im Sterben und verschwand im Dezember von der Bildfläche.
1960 war stilistisch ein Jahr des großen Umbruchs: Die riesigen Heckflossen, noch 1959 als unglaublicher Fortschritt gefeiert, wollte plötzlich keiner mehr haben – ja, sie waren praktisch über Nacht völlig out! Dies stellte die Design-Büros urplötzlich vor völlig neue Herausforderungen, da ja die Studien und Prototypen der nächsten Modellgenerationen weiterhin mit gigantischen Flossen entworfen worden waren. So ließ sich, aus heutiger Sicht eher amüsiert, gut beobachten, wie die Designer mit einem mehr oder weniger glücklichen Händchen verzweifelt versuchten, die Flossen so schnell und unauffällig wie möglich verschwinden zu lassen.
Vorreiter in Sachen „Downsized Fins“ war General Motors mit den Divisionen Chevrolet, Pontiac, Oldsmobile, Buick und Cadillac. Hier ließ sich bereits 1960 eine radikale Abkehr von den Exzessen
des Jahres 1959 erkennen, und 1961 trug kein General Motors-Fahrzeug (einzige Ausnahme: Cadillac) mehr eine Heckflosse. Chrysler und auch Imperial behielten die sogar noch gewachsenen Flossen bis
1961 im Programm, gerade so, als wäre nichts geschehen – gewaltige Umsatzeinbrüche waren die Folge dieser Fehleinschätzung des Käuferverhaltens. Nur bei Dodge und Plymouth waren die Flossen
bereits 1961 verschwunden (Plymouth) oder wurden kurioserweise einfach umgedreht (Dodge).
Obwohl sich Dodge und Plymouth schon 1960 die revolutionär neue, selbsttragende Karosserie-Grundstruktur teilten, kamen doch optisch recht unterschiedliche Fahrzeuge dabei heraus. Plymouth setzte
auf weit hinten ansetzende, steil ansteigende und relativ hohe Heckflossen, während man bei Dodge die Flösschen eher flach hielt und schon weit vor dem Fahrzeug-Heck enden ließ. Bei der
Frontgestaltung hatte wiederum der Dodge mit seiner herrlichen, dreiteiligen „Stoßstange“ und dem relativ schmalen Grill die Nase vorne, denn der Plymouth wirkte hier mit dem großen Grill relativ
einfach und unspektakulär.
1960er Plymouth Suburban Sport Wagon, Jo-Han
Das Modell entstand aus einem Plastik-Kit von Jo-Han aus der Serie „USA Oldies“, mit der in den ´80er Jahren diverse ´60er Jahre-Annuals neu aufgelegt wurden. Die Kits der Jahre 1960 und 1961, im
Original ohne Motor, erhielten dabei als „Modernisierung“ eine einheitliche Motornachbildung, die aus ganz wenigen Teilen bestand und sich mit „Zubehör“ wie einer Batterie und dem
Scheibenwasch-Behälter „aufwerten“ ließ.
Dieses Modell baute der Autor bereits in den ´80er Jahren schon einmal und zwar so, wie es damals eben möglich war: Eine grauenvolle Pinsellackierung, worauf die Chromleisten krumm und schief mit Silberfarbe aufgemalt waren. Irgendwann wurde dieses an sich wunderschöne Modell dann „restauriert“, das heißt mit Lacken aus der Spraydose lackiert, der Chrom mit Bare Metal Foil dargestellt und auch der Innenraum mit Chrom- und DC-Fix-Folie für Teile des Kofferraums verfeinert.
Der Kit selbst stellt den Modellbauer Jo-Han-typisch vor keinerlei Probleme beim Zusammenbau. Die wenigen Einzelteile passen perfekt zusammen, wobei der Aufbau des Modells trotz der beim Annual noch nicht vorhandenen Motornachbildung ziemlich simpel ausfällt. So wäre der Bausatz im Prinzip auch für Anfänger geeignet – gäbe es da nicht das Problem, dass die in den ´80er und ´90er Jahren oft für nur 10.- DM (!) verramschten Bausätze heute bereits mit fast dreistelligen Eurosummen gehandelt werden!
1960er Dodge Polara Station Wagon, Modelhaus
Der hier beschriebene Kombi entstand aus einem Resin-Kit von Modelhaus und wurde vom Autor ebenfalls schon vor einigen Jahren gebaut. Wie bei Modelhaus vorauszusetzen, fällt die Qualität der
Resinteile hervorragend aus, so dass der Bausatz dem Modellbauer nach gründlicher Reinigung keinerlei Probleme mehr bereitet.
Halt, doch, ein kleines Problemchen gab es: So war die Innenraumwanne etwas zu lang für die Karosserie und musste vorne und hinten an den Enden mit der Feile bearbeitet werden, damit sie passte. Diese Aktion war aber nicht wirklich schlimm, vor allem, wenn man an die Resin-Kits anderer Hersteller denkt und was einem da manchmal zugemutet wird. So ein „Patient“ befindet sich zur Zeit gerade in Arbeit: ein ´70er Chevrolet Impala Station Wagon von R+R. Aber darüber mehr, wenn die Kiste fertig ist!
Natürlich ließen sich die beiden Modellfamilien noch vervollständigen. Der Plymouth zum Beispiel steht als Coupe oder Cabrio von Modelhaus, als Coupe außerdem von XEL/ex Jo-Han oder als schweineteurer Original-Annual-Kit von 1960 zur Verfügung. Auch die Dodge-Geschwister Polara Coupe und Cabrio sind bei Modelhaus erhältlich, ebenso der Dart Phoenix als Coupe und Kombi bei R+R - es gibt also noch viel zu tun, fragt sich nur wann......
Text und Modelle: Robert Eiber, Feucht bei Nürnberg
Bilder: Gerhard Hoffmann, Bachmehring
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