Caterpillar D8H

Caterpillar D8H, Maßstab 1:25, amt/Ertl


MORDS-SCHIEBUNG!


Jeder von uns kennt das: Es gibt Markennamen, die sich in unserem kollektiven Bewusstsein derart eingebrannt haben, dass sie als Begriff für alles stehen, was für den jeweiligen Zweck hergestellt wird: Uhu, Tempo, Ameise, Edding und so weiter. Ein besonderer Markenname wurde so zum Inbegriff der Planierraupe: Caterpillar.


Der Schubraupen-Hersteller Caterpillar entstand 1925 aus dem Zusammenschluss zweier Firmen namens Holt und Best. Die Legende berichtet, dass ein Reporter in den ´20er Jahren einer Vorführung der Raupenschlepper des Unternehmens beiwohnte. Der Anblick der damals noch neuartigen Maschinen, die auf wunderliche Weise Stock und Stein überwanden, bewegte den Mann zu dem spontanen Ausruf "It crawls like a caterpillar!", zu deutsch: "Es kriecht wie eine Raupe!" Genau betrachtet lag der Pressevertreter ja gar nicht so falsch - jedenfalls blieb der Ausdruck der Nachwelt als Firmenname erhalten und heute gibt es wohl kaum jemanden, der mit "Caterpillar" auf Anhieb etwas anderes als gelb lackierte Baumaschinen verbindet.


Die firmeninterne Bezeichnung für derartige Fahrzeuge lautet übrigens "Track Type Tractor", aber das weiß bis heute kaum jemand. Das Vorbild für unser Modell stammt aus den ´60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts und setzte seinerzeit Standards für schwere Raupenschlepper. Das gut 30 Tonnen schwere Gerät wurde von einem imposanten Reihensechszylinder mit 270 PS bei lächerlichen 1280 U/min aus 20,4 Litern Hubraum und dem entsprechend gewaltigen Drehmoment in Bewegung gesetzt.


Modelle bzw. Bausätze solch interessanter Geräte sind im Maßstab 1:24/25 leider arg dünn gesät. Der Raupen-Bausatz von amt stammt bereits aus den ´70er Jahren und seither hat sich bedauerlicherweise kein Hersteller mehr dazu durchringen können, etwas Vergleichbares zu produzieren. So ist der Bausatz der D8H inzwischen ein Dinosaurier des Plastikmodellbaus, dennoch oder gerade deshalb heiß begehrt und - da seit der letzten Wiederauflage schon wieder eine ganze Weile vergangen ist - leider auch relativ schwer zu bekommen.



Wer einen Kit dieses Ungetüms auftreibt und sich in das Bauvergnügen stürzt, wird bald merken, dass die Passgenauigkeit nicht überall dem heutigen Niveau entspricht. Außerdem muss sich der Modellbauer mit einer recht rustikalen Bauanleitung zurechtfinden, was allerdings nichts daran ändert, dass aus dem Bausatz der D8H ohne weiteres ein sehr schönes Modell entstehen kann.


Ein paar Schläuche, Leitungen und Einspritzleitungen von der Einspritzpumpe zu den sechs Zylindern dienen der Aufwertung, ansonsten kann der Turbodiesel weitgehend nach Anleitung entstehen. Man sollte aber alle Teile lieber einmal zu oft als einmal zu wenig trocken anpassen, da die recht bescheidenen Instruktionen stets Raum für Interpretationen und damit auch für Fehler lassen. Die weiteren Baustufen sind im Prinzip ohne Probleme nachzuvollziehen, weswegen hier vor allem einige Vorschläge für Verfeinerungen gegeben werden sollen.


Verfeinern heißt bei einer Schubraupe vor allem eines: Altern und verschmutzen, denn eine 30-Tonnen- Raupe im Hochglanzlook sieht irgendwie nicht sehr realistisch aus. Man sollte dabei nur immer im Auge behalten, dass Verschleiß und Schmutz bei einer Planierraupe andere Spuren hinterlassen als bei einem normalen Straßenfahrzeug. Die Geschwindigkeiten sind naturgemäß gering, allerdings geht es hier nicht nur über Stock und Stein, sondern oft auch mitten durch. Dementsprechend büßen Planierschild und Kettenlaufwerk im harten Arbeitsalltag schnell einen großen Teil ihres Lacks ein.


Natürlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Verschleiß und den Schmutz darzustellen. Bei diesem Modell kommt eine Kombination aus grauer Farbe und (dem immer wieder gute Dienste leistenden) Fliesenkleber zum Einsatz. Dieser wird nicht zu knapp in den noch nassen Lack eingestreut, wo er schön dick aufträgt und dem Laufwerk im Handumdrehen ein herrlich verkommenes und verschlissenes Aussehen verleiht. Kettenräder und andere exponierte Teile kann man mit etwas Trockenmalerei ein wenig betonen.


Der Rahmen und die wenigen Karosserieteile (wenn man den Ausdruck überhaupt gebrauchen darf) entstehen nach Plan, Ãnderungen gibt es mehr an den Details. So werden die Bedienhebel sowie diverse Haltegriffe samt und sonders durch Nachfertigungen aus der Heimwerkstatt ersetzt, da die Originale einfach zu klobig ausfallen. Im Bereich des Führerstands finden darüber hinaus noch einige Kleinigkeiten wie etwas Werkzeug und ein Cola-Träger ihren Platz, natürlich in Verbindung mit einigen Flaschen aus gezogenen Gießästen - der arme Kerl, der auf diesem Ding arbeiten muss, bekommt sicher bald Durst ...


Zu den wenigen Ãnderungen gehört auch die Überarbeitung des Aufreißers am Heck, der sich mit relativ wenig Aufwand beweglich und verstellbar gestalten lässt. Davon abgesehen sollten die Hydraulikzylinder des Planierschildes durch Neuanfertigungen aus Aluminiumrohren ersetzt werden, da sich die entsprechende Mühe mit den Plastikteilen des Bausatzes kaum lohnt


Fazit: Wer eines dieser Plastikfossilien aufstöbert und die Möglichkeit hat, es zu einem vertretbaren Kurs zu erwerben, sollte das unbedingt tun! Aber vielleicht hat ja auch ein gewisser Hersteller von Plastikbausätzen jenseits des großen Teichs, in dessen Fundus die Formen ja noch schlummern müssten, ein Einsehen, und legt diesen Klassiker nochmals auf?


Text und Modell: Matthias Stanner, München
Fotos: Daniela Barth Photo Kunst Design, München


Danksagung:
Ein herzliches Dankeschön an Daniela Barth, München, die ihre phantastischen Bilder für diesen Bericht zur Verfügung stellte.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0