1950 Cadillac Custom Coupe

1950er Custom Cadillac, Resin-Kit, Modelhaus, Maßstab 1:25


GREEN CAD


Und immer wieder stellt sich die gleiche Frage: Darf man einen Klassiker der Automobil-Geschichte einfach so „customizen“? Die Antwort lautet: Ja, man darf, aber nicht „einfach so“!


DIE KUNST DES CUSTOMIZING


Genau betrachtet, geht die Geschichte der „Custom Cars“ bis in die ´20er und ´30er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Vor allem die Anbieter von Nobelkarossen pflegten seinerzeit nur fahrbereite Chassis auszuliefern, die von einem Karosseriebauer nach den Wünschen der meist äußerst solventen Kunden höchst individuell „eingekleidet“ wurden – sehr frühes „Customizing“ also, bei dem Genies wie Saoutchik, Franay, Graber und andere einmalige und unsterbliche Meisterwerke auf vier Rädern schufen.


Im Vergleich dazu stellte das Customizing im Amerika der frühen ´50er Jahre eine echte Massenbewegung dar, obwohl der Ausgangspunkt, der Wunsch nach einem einmaligen, individuell gestalteten Automobil, der gleiche war wie 30 Jahre zuvor. Diesmal nahmen die Customizer allerdings teilweise millionenfach gefertigte Großserien-Automobile als Ausgangspunkt, was noch mehr Phantasie, Kreativität und nicht zuletzt auch handwerkliches Können erforderte als früher.


Was macht einen wirklich guten Custom aus? Natürlich lässt sich darüber trefflich streiten, aber gewisse Grundregeln haben sich im Laufe der Jahre doch etabliert. So sollte ein gelungener Custom das Erscheinungsbild seiner Basis nicht völlig verändern, sondern eher versuchen, es noch eleganter, „cleaner“ und auf das Wesentliche reduziert zu gestalten. Die oberste Priorität hat dabei natürlich die Kreativität des Erbauers, nicht weniger wichtig sind aber auch die handwerklichen Fähigkeiten der Blechkünstler, der Lackierer und der Innenraumgestalter.


Im Wesentlichen greifen die Customizer dabei immer wieder auf drei Kunstgriffe zurück: Das Weglassen überflüssiger Teile (Türgriffe, Zierleisten), um die klare Linie zu betonen, das Hinzufügen spezieller Elemente (Fender Skirts, Continental Kit), um diese Linie noch zu strecken und das Ersetzen markenspezifischer Erkennungsmerkmale (Stoßstangen, Kühlergrill, Rückleuchten) durch andere oder separat gefertigte Teile, um den Fahrzeugcharakter zu individualisieren. Daneben gibt es noch zahllose Möglichkeiten, auch in kleinen und kleinsten Details mit eigenständigen Lösungen (Versenken von Scheinwerfern und Antennen, Anbringen zusätzlicher Lüftungsschlitze) ein einmaliges und unverwechselbares Kunstwerk zu schaffen.


DAS MODELL DES CUSTOM – CADILLAC COUPES VON 1950

Wie ein rundum gelungener Custom aussehen sollte, zeigt Don Holthaus im Maßstab 1:25 mit seinem Resin- Bausatz des 1950er Cadillac Coupes, der mit einer „Chopped Top“- Karosserie, einer Bodenplatte (wörtlich zu nehmen – hier gibt es keine Details!) sowie einer sehr einfach gehaltenen, aus fünf Teilen bestehenden Innenausstattung zum Kunden kommt. Dafür sind die Chromteile für die Stoßstangen und den Kühlergrill von erstklassiger Qualität und sehr passgenau.

Als Erstes heißt es also, sich die fehlenden Teile wie Reifen, Felgen und das Lenkrad zusammen zu suchen, sinnvollerweise aus Bausätzen, die gelungene Customteile aufweisen. Hier fiel die Wahl des Customizers auf die Zubehör-Felgen aus dem amt-Kit des 1956er Ford Victoria, während das Lenkrad dem 1949er Mercury (ebenfalls amt) als Alternativteil beilag. Die Reifen wurden bei Modelhaus unter der Bestellnummer T 170-C gleich mitbestellt.


Nach dem Sichten unzähliger Vorbildfotos aus Büchern, Zeitschriften und dem Internet kristallisierte sich das phantastische Grün als Wunschfarbe heraus. Dieser Idee am Nächsten kam die Farbe mit der Nummer TS-22 „Light Green“, aufgetragen auf einer Grundierung mit Tamiya-weiß. Passend dazu erhielt die Innenausstattung ihre Farbgebung, während der Teppichboden durch eine Beflockung mit grünem Material dargestellt wurde. Einige Anpassungsarbeiten erforderten die vorderen Scheinwerfer, da der vorhandene Ansatz zu groß ausfiel. Ferner wurden die verchromten „Scheinwerfergläser“ exakt ausgefräst und durch Klarsichtteile aus der Ersatzteilkiste ersetzt. Die aus einer Bodenplatte, zwei glatten Seitenteilen, einer unstrukturierten Sitzbank und dem völlig undetaillierten Armaturenbrett bestehende Innenausstattung erforderte noch einmal den ganzen Modellbauer, um wenigstens die wichtigsten Einzelheiten darzustellen.


So erhielt das Dashboard einen Tachometer, einen Radio, eine Uhr, verschiedene Bedienknöpfe und ein mit BMF hevorgehobenes Mittelteil. Auf den Seitenteilen und der Sitzbank wurde eine Polsterung nachempfunden, während die Türhebel, die Fensterkurbeln und die kleinen Seitenfenster aus dem Zubehörprogramm von RMCM stammen. Bleibt als Fazit nur noch festzustellen: Viel Arbeit, aber für einen Traum Custom, der jede Mühe wert ist!


Text, Bilder und Modell: Axel Deist, Frankfurt

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